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Kultur: Mitnehmen, zurückgeben

BEUTEKUNST

Die Übergabe der Glasfenster aus der Marienkirche zu Frankfurt/Oder zeigt, dass die Rückgabe „kriegsbedingt verlagerter Kulturgüter“ – vulgo Beutekunst – zumindest in kleinen Schritten vorankommt. Ansonsten tut’s dem schwierigen Gegenstand gut, nicht allzu sehr im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit verhandelt zu werden. Das ließ sich dieser Tage bei der Präsentation des deutsch-russischen Buches „Das schwierige Schicksal von Kulturgütern“ in der Staatsbibliothek Unter den Linden ermessen. Das Buch (Berliner Wissenschafts-Verlag, 400 S. u. 21 Tafeln, br. 74 €) dokumentiert eine deutsch-russische Tagung vom Mai dieses Jahres in Moskau und darüber hinaus eine bemerkenswerte Ausstellung aus russischem Privatbesitz: Sie bestand, wie ihr Titel „Private Sammlungen und persönliche Trophäen“ präzise besagt, aus „Mitbringseln“ sowjetischer Soldaten von 1945. Genau für diese, außerhalb der staatlich verordneten Beschlagnahmungen errungene Kriegsbeute zeichnen sich Lösungen ab, die auch der schwierigen innerrussischen Befindlichkeit Rechnung tragen. Was der für die Beutekunst zuständige Abteilungsleiter im russischen Kulturministerium, Alexander Kibovskij, aus seinem Tagungsbeitrag in der Staatsbibliothek ausführte, ließ aufhorchen: Wenn es „rechtsstaatliche Rahmenbedingungen“ gebe, sei „nichts mehr allein von Sympathie abhängig“. Noch die vorangehende Tagung stand unter dem Titel „Gesten des guten Willens“. Von solchen „Gesten“, so Kibovskij, „werden wir zu ganz normalen Rechtsbedingungen gelangen“. Der ernste, junge Mann sagte das fast beiläufig. Eine neue, postsowjetische Generation zeigt den Willen, mit der Erblast der Geschichte endlich zu Rande zu kommen.

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