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Kultur: Mongolen und Kannibalen

AUSSER KONKURRENZ 3-D-Action im Sandsturm: Tsui Harks „Flying Swords of Dragon Gate“.

Das klingt ja vielversprechend. Martial- Arts-Veteran Tsui Hark (Hongkong) holt sich Martial-Arts-Veteran Jet Li (China) für eine lose Fortsetzung von „New Dragon Gate Inn“ (1982), sein eigenes Remake des Wuxia-Klassikers „Dragon Gate“ (1966). Und weil es sich um eine dieser immer häufiger werdenden Koproduktionen zwischen China und Hongkong handelt (für den boomenden Markt der chinesischen Multiplexe), ist alles bereit für ein Kampfspektakel in 3-D. Das Ergebnis ist leider eine Enttäuschung.

Schuld sind auch die Farben. „Flying Swords of Dragon Gate“ spielt weitgehend in einer unter Sand verschütteten Wüstenstadt. Es herrscht kein Mangel an Schattierungen zwischen Hellsandgelb, Dunkelsandgelb und Schmutzigbraun. Anfangs ist das ein reizvoller Kontrast zur Opulenz der Martial-Arts-Spektakel aus den letzten Jahren. Mit der Zeit aber unterstreicht die Farblosigkeit doch sehr die Eintönigkeit des Geschehens und der Figuren.

Eine übermotivierte Anhäufung von Personen, Motiven und plot twists macht den Film nicht interessant, sondern monoton. Jet Li ist über weite Strecken abwesend, reckt dann wieder den Kopf aus den Kulissen, als sei er zwischenzeitlich aus dem Set gestolpert. Nur die drei weiblichen Figuren wecken überhaupt Interesse, haarsträubende Entwicklungen machen das aber rasch zunichte. Das Finale ist daher alles andere als aufwühlend.

Es hilft auch nicht, dass die Untertitel – immer noch ein Problem in 3-D-Filmen – teils anstrengend zu lesen sind. Klar ist nur, dass die Geheimpolizei der herrschenden Eunuchen, ein rebellierender General (Jet Li), die geheimnisvolle Kämpferin Ling (Zhu Xun), eine schwangere Magd, ein Doppelgänger sowie eine Handvoll Mongolen und Kannibalen und noch ein paar andere in wechselnden Konstellationen mit- und gegeneinander kämpfen.

Großartig ist allein die einfallsreiche Anwendung von 3-D. Hier bohren sich keine Pfeile effekthaschend in den Zuschauersaal. Es öffnet sich vielmehr der Raum hinter der Leinwand. In den klassischen Wuxia-Kämpfen sind ja stets auch der Ort und die herumliegenden Gegenstände ein Teil der Choreografie. Tsui Hark weiß das und hat (gemeinsam mit Chuck Comisky, einst zuständig für die Effekte in „Avatar“) Räume und Requisiten in die Tiefe gestaffelt. Ketten und Steine, Türen, Tücher und Stühle fliegen durch die Luft, Seile reißen sich vom Segel, dazwischen wirbeln die Kämpfer mit sirrenden Schwertern. Kampfsequenzen entwickeln sich von hinten links unten nach oben rechts vorne. Oder umgekehrt. Kein Gimmick, sondern Bereicherung.

Wie schon in „Detective Dee“ (2010) verbindet Tsui Hark in „Flying Swords“ wieder klassisch-chinesische Martial Arts mit Elementen des Hongkong-Kinos. Leider sind einem die Helden diesmal herzlich egal. Ein Fest ist der Film nur für jene, die sich einer Folge gut inszenierter Kämpfe einfach hingeben können – und sich dabei von der Handlung nicht weiter stören lassen. Sebastian Handke

18.2., 19.45 Uhr, 19.2., 12.30 Uhr (Haus der Berliner Festspiele)

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