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Porträt: Monsterrocker Lordi

Horrorfratze, Hackebeil und harter Heavy Metal: Die Monsterrocker der finnischen Band Lordi versuchen seit Jahren beharrlich, sich ausschließlich in ihrem hässlichen Bühnenoutfit zu zeigen.

Helsinki/Athen - Als die finnische Zeitung «Ilta Sanomat» unlängst den Lordi-Sänger als ganz normalen jungen Mann beim Gassigehen mit seinem Hündchen ablichtete, wurden die Hardrocker richtig böse. «Da machen die in einem Augenblick kaputt, was wir zehn Jahre lang mühsam aufgebaut haben», meint Lordi alias Tomi Putansuu im dpa-Interview.

Dass Lordis dröhnendes «Hard Rock Hallelujah» in der Tradition von Kiss, Alice Cooper und Rammstein überhaupt den Sprung aus Finnlands Vorentscheidung ins ferne Athen geschafft hat, kam auch für den Künstler selbst total überraschend: «Eigentlich wollten wir durch die Teilnahme nur ein bisschen Gratis-Reklame in Finnland für uns abstauben.» Dann aber stimmten sensationelle 43 Prozent für die Monsterrocker, die ihre extrem finsteren und auch extrem warmen Kostüme aus dem kalten Lappland auch in Athen überstreiften.

Gute Chancen gegen die Konkurrenz hatten sich der 32-jährige Sänger Putansuu mit seinem Zombie-Gitarristen, einer Walküre an den Keyboards und einer Mumie am Schlagzeug dennoch ausgerechnet. Dabei waren die Reaktionen in der Heimat alles andere als einhellig. Staatspräsidentin Tarja Halonen erhielt eine offizielle Aufforderung «zum Einschreiten» von einer christlichen Sekte. Lordi selbst nervt der immer wieder erhobene Vorwurf, er und seine Band huldigten dem Satanismus: «Totaler Quatsch. Aber viele Leute haben ihr vorgefertigtes Bild im Kopf und lassen sich nicht davon abbringen.»

Für ihren Auftritt beim Finale musste sich die Band dann wegen des schlechten Abschneidens Finnlands im vergangenen Jahr noch qualifizieren. Aber als diese Hürde beseitigt war, war der Weg frei zum ersten Sieg Finnlands in 50 Jahren Grand-Prix-Geschichte.

Lordis sonstiger und vielleicht für Metal-Fans etwas befremdlicher Geschmack in Sachen Eurovisions-Hits ließ indessen schon vor Wochen vermuten, dass sich der Monsterrocker auf der Bühne in Athen wohlfühlen würde: «Na, ganz klar, Abba hatte mit "Waterloo" den besten Song überhaupt. Und dann hat mir noch besonders Dana International mit "Diva" gefallen.» Die transsexuelle Israelin hatte den Wettbewerb 1998 gewonnen. Sein größter Wunsch ging dann am Samstagabend kurz vor Mitternacht Erfüllung: Er wäre gern der erste total maskierte Eurovisionssieger, hatte er vor dem Finale betont. (tso/dpa)

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