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Auszeichnung: "Musik-Nobelpreis" an Brian Ferneyhough

Die mit 200.000 Euro dotierte Auszeichnung der Musikstiftung von Siemens geht an den Komponisten Brian Ferneyhough aus Großbritannien. Er gilt als profiliertester Vertreter zeitgenössischer Musik.

München - Den Ernst von Siemens Musikpreis 2007 erhält der britische Komponist Brian Ferneyhough. Dies teilte die Ernst von Siemens Musikstiftung mit. Die Auszeichnung ist mit 200.000 Euro dotiert und gilt als "Nobelpreis der Musik". Ferneyhough, der an der kalifornischen Stanford-Universität lehrt, ist einer der profiliertesten Vertreter der zeitgenössischen Musik. Die Bayerische Akademie der Künste wird Ferneyhough die Auszeichnung am 3. Mai in den Münchner Kammerspielen überreichen.

Neben dem Hauptpreis vergab die Stiftung Förderpreise in einer Gesamthöhe von 1,8 Millionen Euro. Sie gehen unter anderem an die Donaueschinger Musiktage, das Lucerne Festival, die Bamberger Symphoniker und das Europäische Zentrum der Künste in Dresden-Hellerau. Die beiden Komponisten-Preise erhalten der Litauer Vykintas Baltakas und der Deutsche Markus Hechtle.

Jury: Leitfigur der Avantgarde

Die Jury würdigte Ferneyhough als Leitfigur der so genannten "New Complexity". Wie nur wenige andere Komponisten habe der 64-Jährige die Ansätze der Avantgarde in den 1950er und 1960er Jahren sowohl in musikalischer als auch theoretischer Hinsicht weitergetrieben. Allein die äußeren Aspekte seiner Musik seien "spektakulär". So habe er die spiel- und notationstechnischen Gestaltungsmöglichkeiten stark ausgeweitet. Viele seiner Werke, etwa die Streichquartette, zählten zu den schwierigsten Stücken ihrer Gattung.

Ferneyhough wurde im englischen Coventry geboren. Er studierte von 1961 bis 1963 an der Birmingham School of Music und setzte seine Ausbildung 1966 an der renommierten Royal Academy of Music in London bei Lennox Berkeley und Maurice Miles fort. Anschließend ging er zu Ton de Leeuw ans Konservatorium von Amsterdam und schloss seine Ausbildung 1969 bis 1971 bei Klaus Huber in Basel ab.

Internationale Beachtung mit Oper über Walter Benjamin

1973 begann er selbst eine Lehrtätigkeit an der Musikhochschule in Freiburg im Breisgau. Nach weiteren Lehrstationen, unter anderem als leitender Kompositionslehrer am Königlichen Konservatorium in Den Haag, wurde er 2000 Professor an der kalifornischen Stanford-Universität. Seine ersten Kompositionen datieren aus den beginnenden 1960er Jahren und weiten die moderne serielle Kompositionstechnik immer mehr aus. Außerordentlich große Komplexität und eine Fülle neuer Symbole bestimmen das Bild seiner Partituren.

Ferneyhough ist Gast auf allen wichtigen Festivals neuer Musik in der Welt. 2004 erreichte er mit der Uraufführung seiner bislang einzigen Oper "Shadowtime" über Leben und Werk des von den Nationalsozialisten verfolgten Dichters Walter Benjamin bei der Münchener Biennale für zeitgenössisches Musiktheater international Beachtung. Vergangenen Herbst erklang bei den Donaueschinger Musiktagen erstmals sein Orchesterstück "Plötzlichkeit", das aus 111 kürzesten Sektionen besteht. In diesem Werk habe er, so die Ernst von Siemens Musikstiftung, "erneut unverbrauchte Möglichkeiten der Formgebung erprobt".

Der Ernst von Siemens Musikpreis wird seit 1973 verliehen. Zu den Geehrten zählen Benjamin Britten, Herbert von Karajan, Karlheinz Stockhausen, Peter Schreier und Nikolaus Harnoncourt. Im vergangenen Jahr war der israelische Dirigent Daniel Barenboim mit der Auszeichnung geehrt worden. (Von Georg Etscheit, ddp)

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