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Panorama der Allgäuer Alpen.

© Karl-Josef Hildenbrand /dpa/picture-alliance

Konzerthausorchester spielt "Alpensinfonie": Musikalischer Gipfelsturm

Windmaschinen, Kuhglocken und Orgel: Das Konzerthausorchester spielt Strauss’ „Eine Alpensinfonie“.

Das Konzerthausorchester unternimmt am Freitag seine eigene Bergbesteigung: vom Intimen ins Gigantische. Denn während sich eine kleine Besetzung Mozarts Violinkonzert D-Dur KV 218 widmet, warten auf dem Podium schon die Pulte, Windmaschinen, Kuhglocken und die Orgel, die es für Strauss’ „Eine Alpensinfonie“ braucht. Krasse Gegensätze, zwischen denen Dirigent David Zinman vermittelt. Der Amerikaner interessiert sich nicht für den Effekt, leitet das Orchester lieber mit weitausschwingenden Bewegungen, setzt auf Atem und elegante Bögen. Aus den USA kommt auch Solistin Pamela Frank, die bei Mozart einen gemischten Eindruck hinterlässt. Da ist ihr kantabler, leuchtender Strich, aber im Eingangsallegro leistet sie sich auch viele Schludrigkeiten, geht nicht mit Sorgfalt ins Detail. Was sich dann im langsamen Andante cantabile bessert, wo ihr das Tempo mehr Zeit lässt.

Außerordentlich hingegen ist das, was nach der Pause passiert. David Zinman nimmt sich viel Zeit für die Alpensinfonie, er prescht nicht los, schafft eine paradoxe, aber eindringliche Atmosphäre gespannter Gelöstheit. Für die riesige Besetzung, eine der größten in der klassischen Musik überhaupt, wurden „Aushilfen“ anderer Berliner Orchester geholt, darunter Oboist Dominik Wollenweber von den Philharmonikern.

Das Hauptthema entsteht organisch aus dem Streicherurgrund des beginnenden Tages, dessen Verwandtschaft zur Einleitung von „Also sprach Zarathustra“ vielleicht nie so deutlich zu hören war. Zinman zügelt immer wieder die Energie, lässt Raum für Transzendenz. So freundet man sich recht schnell an mit dieser Programmmusik, die Progressive 1915 entsetzt haben mag – schließlich war „Sacre du printemps“ da bereits geschrieben. Herrlich sonnendurchströmte Streicher im Abschnitt „Auf dem Gipfel“, bis in die Nervenenden gehaltene Spannung beim Abstieg und ein Gewitter, das so naturnah komponiert ist, dass die Windmaschinen wie Zierrat wirken. Mit Bläsern von himmlischer Klarheit geht es im „Ausklang“ aufs Ende zu, es ist ein Zur-Ruhe-Setzen dieser Wanderung, des Tages und der Musik. Fast zu spärlicher Applaus für eine tolle Leistung.

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