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PAUKEN & Trompeten: Mut zur Lücke

Für Komponisten, deren Schaffen den strengen Genialitätstest der Nachwelt nicht bestanden hat, gibt es traditionell eine Hintertür, die ihnen dennoch ein Eckchen im Klassiker-Olymp sichert: sofern sie Werke für ungewöhnliche Instrumente oder Besetzungen geschrieben und damit eine Arbeit erledigt haben, zu der Brahms, Mendelssohn und Konsorten in der Regel keine Neigung verspürten. Das gilt in erster Linie für Solokonzerte: Das Kontrabasskonzert von Karl Ditters von Dittersdorf (der übrigens sehr lesenswerte Memoiren verfasst hat) und das Posaunenkonzert des Beethoven-Lehrers Johann Georg Albrechtsberger sind solche Fälle, die es als Pflichtstücke bei der Bewerbung auf Orchesterstellen zu einer gewissen Prominenz gebracht haben.

Für Komponisten, deren Schaffen den strengen Genialitätstest der Nachwelt nicht bestanden hat, gibt es traditionell eine Hintertür, die ihnen dennoch ein Eckchen im Klassiker-Olymp sichert: sofern sie Werke für ungewöhnliche Instrumente oder Besetzungen geschrieben und damit eine Arbeit erledigt haben, zu der Brahms, Mendelssohn und Konsorten in der Regel keine Neigung verspürten. Das gilt in erster Linie für Solokonzerte: Das Kontrabasskonzert von Karl Ditters von Dittersdorf (der übrigens sehr lesenswerte Memoiren verfasst hat) und das Posaunenkonzert des Beethoven-Lehrers Johann Georg Albrechtsberger sind solche Fälle, die es als Pflichtstücke bei der Bewerbung auf Orchesterstellen zu einer gewissen Prominenz gebracht haben.

Dieser Gnadenerlass für fleißige Tonsetzer betrifft auch die Kammermusik: Dass beispielsweise Schuberts „Forellenquintett“ der einzige Geniestreich für die Besetzung Klavier, Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass ist, hat dem unterhaltsamen Werk Johann Nepomuk Hummels für die gleiche Kombination zu einiger Bekanntheit verholfen – zumal beide Stücke zusammen auf eine CD passen. Im Falle des Streichtrios sieht es zwar nicht ganz so schlimm, aber doch eher mau aus.

Nach Mozart und Beethoven kommt erst mal bis Schönberg kaum etwas Gleichwertiges. Wohl auch darum kommt im Programm des Echnaton-Trios am Freitag das Trio von Sergei Tanejew zu Aufführungsehren. Vielleicht rechnet das Ensemble auch damit, dass die Aufführung der vierten Sinfonie des 1915 gestorbenen Russen vor wenigen Wochen durch die Philharmoniker einige slawophile Klassikfans neugierig gemacht hat. Einen noch höheren Raritätswert besitzt allerdings das Abschlusswerk des Abends im Kammermusiksaal, für das die Echnatons den fabelhaften Cellisten Daniel Müller-Schott dazugebeten haben: Das mit zwei Celli besetzte Streichquartett von Tschaikowskys Lieblingsschüler Anton Arensky passt einfach nicht in die Konventionen des Konzertalltags. Der Trick mit den seltenen Besetzungen klappt eben nicht immer.

Jörg Königsdorf

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