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Kultur: Nahost: Coup und Ohrfeige

Jassir Arafat hat einen Coup gelandet. Mit seinem Vorschlag, das seit Tagen geplante Treffen mit dem israelischen Außenminister Schimon Peres in Berlin stattfinden zu lassen, bezieht er die Deutschen und damit die Europäische Union in die Gespräche stärker ein.

Jassir Arafat hat einen Coup gelandet. Mit seinem Vorschlag, das seit Tagen geplante Treffen mit dem israelischen Außenminister Schimon Peres in Berlin stattfinden zu lassen, bezieht er die Deutschen und damit die Europäische Union in die Gespräche stärker ein. Damit wäre Arafat seinem Ziel, den Konflikt zu internationalisieren, wieder einen Schritt näher gekommen. Gleichzeitig berichtet die arabische Tageszeitung "As-Sharq Al-Awsat", in Washington werde ein Vierergipfel zwischen US-Präsident George W. Bush, Arafat, dem jordanischen König Abdullah und dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak geplant. Im Vorfeld sollten die arabischen Teilnehmer zunächst ihre Vorschläge den USA unterbreiten, die diese dann an Israel weiterleiten.

Einerseits ist es kein Widerspruch, dass gleichzeitig versucht wird, die USA und die Europäer zum Eingreifen zu bringen. Die arabische Seite wünscht sich seit jeher ein stärkeres Engagement Europas, von dem man sich eine ausgewogenere Position als von den israel-freundlichen USA erwartet. Andererseits wissen auch die Palästinenser, dass es ohne Einwirken der USA keine substanziellen Fortschritte geben kann, da ihnen allein zugetraut wird, Druck auf Israel auszuüben - wenn sie es denn wollten. Andererseits überrascht die Gleichzeitigkeit der Vorschläge, da mit dem Verhandlungsort Berlin auch das Treffen Peres-Arafat einen internationalen Charakter bekommt. Damit möchte Arafat vielleicht den USA zeigen, dass angesichts ihrer Untätigkeit andere Vermittler heranwachsen.

Aber Arafats Vorschlag kann auch als eine Ohrfeige für Mubarak verstanden werden, dessen Berater Osama Baz seit letzter Woche in Washington über ein stärkeres Engagement der USA verhandelt. Seit Wochen gibt es Spannungen zwischen Arafat und Mubarak, der vom Palästinenserpräsidenten verlangt, mäßigend auf seine eigenen Leute einzuwirken, um aus der Gewaltspirale auszubrechen - in der Hoffnung, damit auch die Israelis zur Raison zu bringen. Daher wäre es nicht undenkbar, dass Arafat sich auch in Fischers Arme geworfen hat, um sich von Mubarak zu lösen.

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