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Ahnt als Einzige nicht, was kommt. Andrea Riseborough geht als Polizistin auf Dämonenjagd.

© Sony

Neues Remake von „The Grudge“: Fluch der Serie

Nicola Pesce schafft ein uninspiriertes Remake des Japan-Horror-Kultfilms. Trotz fehlendem Interesse an den japanischen Ursprüngen flößt „The Grudge“ Angst ein.

Manche Horror-Filmreihen erzählen nicht nur von einem Fluch, sie fühlen sich auch selbst wie einer an. Die Geschichte von „The Grudge“ begann vor zwanzig Jahren in Japan, damals noch auf VHS-Kassetten, die unter dem Titel „Ju-on“ zirkulierten. Takashi Shimizu hat sie danach fürs Kino adaptiert, erst in Japan, dann für den englischsprachigen Markt (mit Sarah Michelle Gellar). Die US-Reihe bringt es heute auf drei Teile, in Japan sind es mehr als doppelt so viele.

Trotzdem hielt es Produzent Sam Raimi („The Evil Dead“) für eine gute Idee, „The Grudge“ noch einmal aufzulegen. Der neue Film startet, wo das erste Remake 2004 spielte: in Tokyo. Die Krankenpflegerin Fiona (Tara Westwood) verlässt die Stadt, verängstigt durch einen Dämon, der sie heimsucht: eine weißgeschminkte Frauengestalt mit langen schwarzen Haaren, die sich durch ein knarrendes Geräusch ankündigt, das hinten aus ihrem Rachen zu dringen scheint.

Die Prämisse bleibt gleich

Fiona flüchtet zu ihrer Familie in eine Kleinstadt in Pennsylvania, die so heißt wie der Ort, in dem Regisseur Nicolas Pesce aufgewachsen ist: Cross River. Der 29-jährige Pesce führt im Remake des Remakes nicht nur Regie, er hat auch das Drehbuch verfasst.

Die Prämisse der Vorgänger übernimmt er ohne große Änderungen: Wenn jemand durch rasende Gewalt stirbt, entsteht ein „Grudge“, eine Art Fluch, der an den Ort der Tat gebunden bleibt. Wer diesen Ort betritt, infiziert sich mit diesem Fluch wie mit einem Virus. Auch Fiona kann sich durch ihre Flucht nicht vor dem Dämon retten.

Jahre später wird die Kleinstadtpolizistin Muldoon (Andrea Riseborough) auf das Haus der Familie aufmerksam. Sie beginnt zu ermitteln, was es mit den vielen Todesfällen auf sich hat, die dort aufgetreten sind. „The Grudge“ kehrt zu den alten Mordfällen zurück – und zwischendurch immer wieder zur Polizistin, deren neuer Partner (Demián Bichir) sie von den Ermittlungen abzuhalten versucht. Er ahnt, was da in dem Haus in Cross River haust. Das Publikum leider auch.

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Vorgespielte Komplexität, Überschuss an jump scares

Man merkt Pesces Inszenierung schnell an, dass in seinem Remake kein Geheimnis ruht, das es zu enthüllen gilt. Auch wenn er Komplexität vorspielt, ist von vornherein klar, wie die Erzählstränge miteinander verbunden sind und worauf sie hinauslaufen. An dem Fluch selbst oder dessen Ursprünge in der japanischen Folklore ist Pesce nicht interessiert.

Für ihn ist das Szenario schlicht ein Vehikel für zahlreiche jump scares. Meist weiß man schon vorher, aus welcher dunklen Ecke des Bildes man gleich erschreckt wird – und zuckt dann doch zusammen, wenn etwa eine Hand aus dem brackigen Wasser in der Badewanne schnellt.

So uninspiriert der Film auch ist, er flößt durchaus Angst ein. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass Pesce statt auf digitale Effekte ganz altmodisch auf Make-Up-Effekte setzt, die angemessen vermodert wirken. Da wabern Maden in uralten Wunden, da sickert, schwappt und spritzt das Blut.

Der neue „Grudge“ ist deutlich brutaler geraten als das erste US-Remake, das vielen Fans des Originals als zu zahm gilt. Das war laut Sam Raimi auch einer der Gründe, die Reihe überhaupt neu aufzulegen. Ob das allein als Anreiz für einen Kinobesuch reicht, muss jeder für sich entscheiden.
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