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Kultur: Nofretete zieht auf die Insel

Anstieg überall: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bilanziert ein rundum erfolgreiches Jahr 2004

Es war „ein wirklich spektakuläres Jahr“, das zu Ende gegangene Jahr 2004 – da kann man dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nur zustimmen. Bei der gestrigen Jahrespressekonferenz dieser größten deutschen Kultureinrichtung ließ Klaus-Dieter Lehmann noch einmal die glanzvollen Eröffnungen Revue passieren: erst das Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick, dann das Museum für Fotografie mit der Helmut- Newton-Stiftung am Bahnhof Zoo und schließlich die Friedrich-Christian- Flick-Collection in den Rieckhallen beim Hamburger Bahnhof. Und überall strömten die Besucher: 105000 in Köpenick, 130000 bei Newton und 160000 bei Flick. Das Gastspiel des New Yorker Museum of Modern Art, „MoMA in Berlin“, fiel beinahe unter den Tisch, so geläufig sind jedermann die Erfolgszahlen, die hinsichtlich der Besucher ein klein wenig auf 1,15 Millionen nach unten korrigiert werden müssen. Aber an den 6,5 Millionen Euro Überschuss, die nunmehr in eine Stiftung zum alljährlichen Erwerb von zeitgenössischer Kunst eingebracht werden sollen, gibt es nichts zu deuteln.

4,65 Millionen Besucher haben die Staatlichen Museen nicht zuletzt dank ihrer 127 Ausstellungen angelockt, 31 Prozent mehr als im Vorjahr und so viel wie nie zuvor – und wie sicherlich im neuen Jahr nicht wieder. Denn neben MoMA stecken darin 1,05 Millionen Besucher, die das Gastspiel der Afrika-Ausstellung in Brasilien zu mobilisieren vermochte. Gleichwohl: Nahezu alle Berliner Häuser konnten ihre Zahlen steigern. Das vermerkte Lehmann mit Befriedigung zuvörderst für die Einrichtungen am ungeliebten Kulturforum: 329000 Besucher, ein Plus von 26 Prozent, deuten auf einen MoMA-Sog vor allem für die Gemäldegalerie.

Aus dem Rahmen fällt allein der Rückgang bei der Alten Nationalgalerie, wo sich der Reiz des Ende 2001 wiedereröffneten Gebäudes etwas erschöpft hat und der Rückgang auf 346000 Besucher einen künftigen Mittelwert verspricht. Spitzenreiter bleibt unangefochten das Pergamon-Museum mit 874000 Schaulustigen – und nochmals 20 Prozent Zuwachs. Umso wichtiger war es Lehmann zu betonen, dass die Staatlichen Museen „keine Vermarktungsmaschine“ seien und „die Wissenschaftler für uns die Hohepriester“ – und nicht „die Marketingexperten“.

Höhepunkt des neuen Jahres wird der Umzug von Nofretete, mithin des ganzen Ägyptischen Museums aus Charlottenburg in Schinkels Altes Museum auf „der Insel“ sein – Zwischenstation vor der endgültigen Niederlassung im benachbarten Neuen Museum, dessen Wiederaufbau für 260 Millionen Euro in vollem Gange ist. Mit Nofretete wird am 3. August der 175. Jahrestag der Staatlichen Museen gefeiert. Daneben gibt es in der Alten Nationalgalerie eine Goya-Retrospektive, während in der Neuen Nationalgalerie das Pariser Musée Picasso gastieren wird. Schließlich wird das 100. Gründungsjahr der Künstlergemeinschaft „Brücke“ mit der Vereinigung der Bestände von Staatlichen Museen und Brücke-Museum begangen. Im übrigen ist die Liste der geplanten Veranstaltungen und Ausstellungen erneut ellenlang.

Klagen waren diesmal in Lehmanns Vortrag nicht zu hören; der Präsident wird übrigens über das Erreichen des Pensionsalters hinaus wohl drei weitere Jahre im Amt bleiben. Der Stiftungshaushalt 2005 bewegt sich mit 260 Millionen Euro auf gleichbleibender Höhe, darunter wachsen die Baumittel sogar leicht auf 105 Millionen an. Doch müssen die Museen ihre neuen Häuser aus dem Bestand bespielen, also andernorts kürzen und abziehen. Lehmann hob die erfolgreichen Anstrengungen um Eigeneinnahmen hervor, die bei den Eintrittserlösen ein Plus von 32 Prozent erbrachten.

Spektakuläre Fertigstellungen gibt es im Baubereich in diesem Jahr nicht. Das Bode-Museum wird nach einem Tag der offenen Tür im November erst einmal eingerichtet, ehe es 2006 wiedereröffnet werden kann. Bei der Staatsbibliothek Unter den Linden beginnt erst der eigentliche Bau mit der Errichtung des neuen Lesesaals; Fertigstellung 2008.

Die Staatsbibliothek insgesamt verzeichnet einen rasanten Nutzungsanstieg vor allem bei Online-Bestellungen – Beleg, dass die so lange angemahnte Modernisierung des schwerfälligen Hauses inzwischen greift. Und überhaupt darf das Fazit gezogen werden, dass die Preußenstiftung sich modernisiert – behutsam, aber augenscheinlich mit Erfolg.

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