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NORDENHAKE: Fridfinnsson

In Island zählt Hreinn Fridfinnsson zu den führenden Avantgardisten, sein Geburtsland hat er 1993 auf der Biennale von Venedig repräsentiert. Hierzulande ist er bislang eher der große Unbekannte.

In Island zählt Hreinn Fridfinnsson zu den führenden Avantgardisten, sein Geburtsland hat er 1993 auf der Biennale von Venedig repräsentiert. Hierzulande ist er bislang eher der große Unbekannte. Das mag im fragilen, flüchtigen Charakter seines Werks gründen, aber auch in seiner angenehm zurückhaltenden Persönlichkeit. Dem entspricht die Energie der Objekte, Installationen, Textarbeiten oder Fotografien: Sie wirken extrem leise, hallen aber untergründig kraftvoll nach.

Das Blattgold, mit dem neun Glasregale „For Light, Shadow and Dust“ ummantelt sind, verleiht Fridfinnssons Kunst einen irritierend warmen Ton, der die gängigen Vorstellungen von Konzeptkunst unterwandert. Die Komplexität scheint da so beiläufig hindurch wie die zartgelben Schatten, die die Installation auf die Wand in der Galerie Nordenhake wirft.

Seit 1971 lebt der Künstler in Amsterdam. Doch in der profunden Ruhe und Leichtigkeit und dem ausgeklügelten Spiel mit dem Zufall, bleiben seine isländischen Wurzeln spürbar. Die Fotodokumentation „Second House“ geht zurück auf Fridfinnssons sagenumwobenes „House Project“ von 1974. Die Vorlage gab eine alte, isländische Geschichte, in der ein Mann das Innere seines Hauses – Tapeten, Bilder und Vorhänge – nach außen gekehrt hatte, um die Passanten an der Schönheit teilhaben zu lassen.

Im Niemandsland nahe Reykjavik hatte Fridfinnsson das Haus nachgebaut und fotografisch dokumentiert. Nach über 30 Jahren hat er aus dem längst verfallenen Prototyp nun wieder ein ‚normales‘ Haus gemacht, den Eingang zu diesem „Second House“ jedoch verschlossen. Die Fotografien in der Galerie zeigen Ansichten des Hauses, dokumentieren das Vergangene – und machen deutlich, dass das unbetretbare Gebäude nun noch etwas rätselhafter geworden ist.

In einem neuen Modell scheint die Zukunft auf. Dieses dritte Haus wird nur noch von feinen Seitenlinien konturiert. Die Wände sind aufgelöst, als diaphanes Konstrukt ist es auf einem schwebenden Meteoriten gelandet. Michaela Nolte

Galerie Nordenhake, Lindenstraße 34; bis 14.6., Di.–Sa. 11–18 Uhr.

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