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Offene Fragen zu Gurlitts Bildern: Wohin mit der Kunst?

Nun, da Cornelius Gurlitt zumindest einen Teil der 2011 konfiszierten Kunstwerke zurückerhalten soll, stellen sich neue Fragen: Neben jener, wie zukünftig deren Sicherheit gewährleistet werden soll, geht es auch darum, überhaupt Kontakt mit dem abgetauchten Kunstsammler aufzunehmen.

Noch sind die 1280 Kunstwerke des „Schwabinger Schatzes“ – bei den restlichen beschlagnahmten Objekten handelt es sich um Dokumente – an einem geheimen Ort verwahrt, damit ihre Herkunft erforscht werden kann. Aber wie steht es um ihre Sicherheit, wenn der 80-jährige Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt einen Teil seiner Bilder zurückerhält? Der Augsburger Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz hatte angekündigt, dass 310 Bilder zurückgegeben werden können. Mit konkreten Szenarien einer Rückgabe befassen sich mehrere Stellen in Bayern und Berlin – die sich jedoch zugeknöpft geben.

Letzte Woche hatte Bayerns Justizminister Wilfried Bausback (CSU) ungewöhnlich offen angeregt, ein Mittelsmann solle mit Gurlitt in Kontakt treten. Mit Blick auf die riesige Dimension der Sammlung solle man zu einer einvernehmlichen Lösung kommen. Die Kontaktaufnahme ist vermutlich in Gang, auch wenn sich der halb naiv, halb verstört wirkende alte Mann wohl kaum wieder in seiner Münchner Wohnung befindet. Und was ist mit der Fürsorge für Cornelius Gurlitt selbst? Der Eremit konnte seinen Schatz nur deshalb jahrzehntelang in seiner Wohnung hüten, weil niemand davon wusste. Muss der Erbe demnächst Polizeischutz erhalten? Schließlich dürften die Bilder viele Millionen Euro wert sein. „Es stellen sich eine Menge Fragen“, heißt es im bayerischen Justizministerium dazu knapp. Und sollten die zurückgegebenen Bilder wegen Diebstahlgefahr nicht auch weiterhin vom Staat an einem sicheren Ort aufbewahrt werden? Kein Kommentar. Auch nicht zu der Frage, dass Gurlitt selbst ebenfalls wohl kaum in seiner Wohnung bleiben oder sich in sein verlassenes Haus in Salzburg zurückziehen kann. Beide Adressen sind öffentlich bekannt.

So nimmt diese Geschichte, abseits der berechtigten Ansprüche möglicher früherer Besitzer der übrigen Bilder, eine tragisch-ironische Wende: Gurlitt wollte seinen Schatz hüten und ihn gegenüber „denen“ verteidigen, wie er sagte. Nun kann er den Schatz nur wiederhaben, wenn er mit „denen“ kooperiert. Es ist der Staat, der für Sicherheit sorgen kann – für die Bilder und ihren Besitzer. Patrick Guyton

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