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Die britische Indie-Rockband Editors.

© PIAS

Editors live in Berlin: Optimisten wie wir

Kraftvoll klingen sie noch, aber die Schwermütigkeit ist weg. Die Editors geben im ausverkauften Temprodrom ein seltsam fröhliches Konzert.

Warum sind die so verdammt fröhlich? Einst, mit ihrem Debütalbum „The Back Room“, brachten uns die Editors Dunkelheit und Schönheit, zwei weitere Alben folgten, auf der die britischen Indierocker gekonnt ihren Wave- und Postpunk-Idolen Joy Divsion und Echo & The Bunnymen nacheiferten. Der untergründige Bariton von Sänger Tom Smith gepaart mit hymnischen Riffs und Melodien ergab perfekten Düster-Pop, der gleichermaßen energiegeladen wie schwermütig daherkam.

Letzteres muss man am Sonntag leider streichen, als die Editors im ausverkauften Tempodrom spielen, kraftvoll aber sind sie: Schon beim ersten Song vom kürzlich erschienenen Album „Violence“ bratzen die Gitarren mächtig nach vorne, Tom Smith wirft sich in Rockstar-Pose, stellt einen Fuß auf die Monitorbox und singt gut eine Oktave höher als von den Alben gewohnt. Wo ist das tiefe, melancholische Timbre geblieben, das Smith zu einem der markantesten Sänger der letzten zehn Jahre gemacht hat? Bis zum Ende des Konzerts singt er hoch und klingt damit streckenweise eher nach Bruce Springsteen als nach Ian Curtis, nicht nur von der Tonlage, sondern auch von der Stimmung her.

Nach dem zweiten Song „A Ton Of Love“ von der unsäglichen Kings-Of- Leon-Pastiche „The Weight Of Your Love“ möchte man fast auf das Ticket schauen, um zu kontrollieren, ob man auf das richtige Konzert gegangen ist: Ein Sänger, der mit großen Popgesten über die Bühne hüpft, ein Bassist, der zum Mitklatschen animiert, Gitarristen, die ihre Instrumente in die Höhe halten, Lieder, die so zuversichtlich und optimistisch klingen wie Peter-Gabriel-Songs – sind das wirklich die Editors?

Positives über den Tod

Zugegeben: Stadiontauglich waren ihre Songs immer, die Attitüde wirkt jedoch wie ein schlecht sitzender Anzug. Das ist umso seltsamer, als die Editors nach wie vor über Themen wie Tod, Einsamkeit und Traurigkeit singen. „We try to touch on death in a positive way“, sagte Smith einst über „An End Has A Start“, dem vielleicht besten Album der Band, von dem in Berlin nur wenige Songs gespielt werden.

Die aufsteigenden Gitarrenlinien von „Lights“ oder „Munich“ lösen nach wie vor Glücksgefühle aus, auch einige der neueren Songs wie „Violence“ oder „Ocean Of Night“ können daran anknüpfen. Am Ende fühlt es sich an, als habe man gerade einen alten Jugendfreund wieder getroffen, mit dem man früher gern die Nacht durchgemacht hat und der jetzt Sachbearbeiter bei einer Versicherung ist – und glücklich damit.

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