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Erik Penny

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Konzertkritik: Erik Penny bei: "Ohne Strom – Musik am Badeschiff"

Nein, das solle heute kein richtiges Konzert sein, sagt Erik Penny mit charmantem Lächeln, sondern eine "summer-beach-party with a real loose lagerfeuer-vibe…"

Erik Penny ist ein smarter Junge. Mit kurzem stacheligen Mod-Haarschnitt, Buddy-Holly-Brille, schmalen Schultern im schwarzen hochgeschlossenen Hemd, mit dünnem Schlips und stakeligen Tänzelschritten erinnert er auf der kleinen Bühne am Badeschiff der Treptower Arena optisch verblüffend an den jungen Elvis Costello - aus der Zeit von "This Year's Model". Das war 1978, Costello war noch nicht mal 24 Jahre alt. Und Erik Penny? War er damals schon geboren? Erik Penny, dessen Alter schwer zu schätzen ist, wurde nach dem Erscheinen seines Albums "Bend" im letzten Jahr von einigen Musikjournalisten zu "This Year's Model" musikalischer Newcomer-Hoffnungen ausgerufen.

Erik Penny ist ein netter Bursche mit netten melodischen Folk-Pop-Songs, die allerdings, abgesehen von gelegentlichen interessanten harmonischen Wendungen, kaum Gemeinsamkeiten haben mit der "Teenage Angst", dem Zorn, dem Aufruhr, dem scharfen Biss und der emotionalen Tiefe des jungen Elvis Costello. Doch ein musikalischer Vergleich mit Elvis Costello wäre auch bei jedem anderen jüngeren Musiker ungerecht. Eher erinnert fühlt man sich an Eriks amerikanischen Freund Gus Black oder entfernt auch an die leichten sommerlichen Melodien eines Jack Johnson mit Ice-In-The-Sunshine-und-Bacardi-am-Strand-Sein-Feeling und ein bisschen freundlichem Trallalla.

Das passt trefflich zu diesem milden Sommerabend am Strand vom Badeschiff der Treptower Arena, wo auch diesen Sommer wieder regelmäßig mittwochs die bewährte "Unplugged"-Konzertreihe "Ohne Strom – Musik am Badeschiff" stattfindet, und wo erfreulicherweise auch immer wieder diesjährige Modelle regionaler Newcomer-Hoffnungen auf dem Programm stehen.

Penny stammt aus Potsdam. Ein alter Scherz, denn nicht aus Potsdam, Brandenburg, Deutschland kommt der Singer/Songwriter, sondern aus Potsdam, New York, USA. Seit 2008 allerdings lebt er in Berlin, zählt also doch auch zu den "local rockstars". Entsprechend wird er von seinen zahlreichen Berliner Fans unterstützt, die sich heute vor der Bühne im kleinen Strand-Areal vom Badeschiff eng zusammendrängen. Auf Liegestühlen und auf Decken im Sand. Einen kühlen Drink in der Hand oder ein Eis. Unter ihnen auffallend viele junge Frauen. Und dann singen sie alle mit: "…and we all run under the gun like everyone…" Ein hübscher Chor zu einer einfachen hymnischen Melodie mit rätselhaft dunklem Text.

Nein, das solle heute kein richtiges Konzert sein, sagt Erik Penny mit charmantem Lächeln, sondern eine "summer-beach-party with a real loose lagerfeuer-vibe…" Und so schrabbelt er locker und lagerfeurig seine Guild-D25-Akustikgitarre, singt mit gefälliger Lagerfeuer-Stimme seine eingängigen Songs über Erfahrungen, die er zu unterschiedlichen Zeiten, immer unterwegs, an unterschiedlichen Orten gesammelt hat: Santa Ana, Los Angeles, Hannover. Doch singt und erzählt er auch von seinem festen Standort in Berlin, Kreuzberg. Wo er in seinem Wohnzimmer kürzlich sein demnächst erscheinendes Album "Live At The Sofa Sessions" aufgenommen hat. Mit kompletter Band, mit der er im Mai zuletzt vor großem Publikum im Kesselhaus aufgetreten ist. Veranstaltet war das Konzert von der Kosmetikfirma, für deren "Natur erleben"-Werbespot Erik Penny seinen Song "Side Of The Road" zur Verfügung gestellt hat. Vielleicht funktionieren heutzutage so die neuen Karrieremodelle. In den 70er-Jahren noch hatte Elvis Costello für seine Musik den Job bei einer Kosmetikfirma hingeschmissen und im Song "I'm Not Angry" über die "Fabrik der Eitelkeiten" gelästert.

Erik Penny ist kein zorniger junger Mann, sondern ein netter, smarter Junge. Den hübschen Werbesong "Side Of The Road" singt er als letzte Zugabe eines freundlichen Naturerlebnisses am Wasser. Und der Jubel tost noch als die Erinnerungen an die Lieder schon über die Spree geweht sind.

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