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Jahrelang mussten Fans auf das Konzert von Porridge Radio in Berlin warten.

© IMAGO/Gonzales Photo/Mathias Kristense

Porridge Radio im Festsaal Kreuzberg: Wuchtige Wogen

Nach Jahren des pandemischen Wartens spielte die britische Band Porridge Radio endlich ein Konzert in Berlin. Und kletterte dabei die Beaufortskala bis zum Orkan hinauf.

Die meiste Wucht entwickeln Wellen, wenn sie sich lange aufbauen, überlagern, bis sie effektvoll in glitzernd-schäumender Gischt am Steilufer brechen. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Hype um Porridge Radio. Zumal die Kompositionen der britischen Indieband vom Blick aufs Meer in ihrer Heimatstadt Brighton beeinflusst sind.

Manche Besucher am Montagabend im Festsaal Kreuzberg hatten das Ticket für das Konzert bereits vor drei Jahren erworben. Das gefeierte Durchbruch-Album „Every Bad“ erschien zwei Tage nachdem die WHO die Pandemie im März 2020 ausrief. Eine entfesselte Begeisterung, die lange warten musste. Unlängst folgte das Nachfolgwerk „Waterslide, Diving Board, Ladder to the Sky“ (Secretly Canadian). Auch dieses findet sich in zahlreichen Jahresbestenlisten.

Flüstern und Aufheulen

Live überstrahlt das Charisma der kurzhaarigen Frontfrau Dana Margolin das Wirken ihrer Mitmusikerinnen. Ihre Stimme thront majestätisch über dem Zusammenspiel der Band. Manchmal eingebettet in dreistimmige Call-and-Response-Harmonien. Zwischen Dreampop und Postpunk, mal flüsternd, mal aufheulend, berichtet sie von selbstgeißelnden Gedanken, der Angst vor dem Tod und zerrütteten Beziehungen.

Das gute, alte Laut-Leise-Spiel beherrschen Porridge Radio perfekt. Lässt Margolin ihre Hände zu Beginn des Konzerts noch häufig über dem Kopf tanzen, drischt sie im zweiten Teil meist auf ihre kirschrote Jazzmaster-Gitarre ein. Die Songs sollten klingen, „als wenn dein Herz so sehr bricht, dass dein ganzer Körper schmerzt“, führte die Sängerin einmal aus. Diese rohe Energie wirkt im Festsaal noch wuchtiger als im pandemischen Wohnzimmer vorm Plattenteller.

Margolins Körper wiegt unentwegt von Seite zu Seite. Einem Mantra gleich, gewinnen die repetitiven Zeilen mehr und mehr an Gewicht. Unterkühlt, aber nie abgeklärt. Die Band klettert die Beaufortskala bis zum Orkan hinauf. Dann stürzt sich die Sängerin bei der Zugabe ins Publikum und lässt sich in der heraufbeschworenen Brandung davontragen.

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