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Eins der für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse nominierten Bücher: Christiane Hoffmanns "Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters"

© dpa

Die Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse: Produktivität und Vielfalt

Von Emine Sevgi Özdamar über Hadija Haruna-Oelker bis zu Helga van Beuningen: Die Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022.

Gewichtige Literaturpreise, nicht zuletzt die auf die Buchmessen zugeschnittenen und dort verliehenen, lassen sich trotz der Pandemie und ausfallender Messen problemlos vergeben.

So fällt die Leipziger Buchmesse dieses Jahr wieder aus, doch ihr Preis, der sogenannte Preis der Leipziger Buchmesse (und im übrigen auch der Europäische Verständigungspreis) wird auch 2022 verliehen: am 17. März zur eigentlich vorgesehenen Messezeit und auch in dem vorgesehenen Rahmen, der Glashalle der Messehallen, nur ohne Publikum und digital gestreamt.

Nun stehen die jeweiligen Shortlists der drei Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung fest.

Die Verkündigung war wegen der mitunter heftigen Kritik an der Auswahl im vergangenen Jahr mit einiger Spannung erwartet worden. 2021 wurde der Jury vorgeworfen, der Diversität in der aktuellen Buchproduktion nicht gerecht geworden zu sein und beispielsweise Autorinnen wie Sharon Dodua Otoo mit ihrem Roman „Adas Raum“ oder Asal Dardan mit ihrer Lebenserzählung „Betrachtungen einer Barbarin“ schmählichst und fälschlicherweise ignoriert zu haben. In den sozialen Medien war gar von Rassismus die Rede.

Tomer Gardi und Katerina Poladjan sind nominiert

Ob die Jury sich bei ihrer Auswahl und ihren Lektüren die Kritik zu Herzen genommen hat? Zumindest in der Belletristik hat es den Anschein, als habe man hier betont auf Vielfalt Wert gelegt.

Nominiert ist der 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa geborene und in Berlin lebende Tomer Gardi mit seinem Roman „Eine runde Sache“, der von Fremdheitserfahrungen, unterschiedlichsten Identitäten und einem Leben als Künstler erzählt; dann die 1971 in Moskau geborene und ebenfalls in Berlin lebende Katerina Poladjan. Ihr Roman „Zukunftsmusik“ porträtiert vier Frauen aus vier Generationen, die in der sibirischen Weite, tausende Werst östlich von Moskau in einer Komunnalka zusammenleben.

Und auch Emine Sevgi Özdamar kam zu einer Nominierung mit ihrem Lebenswerk „Ein von Schatten umgrenzter Raum“, einem literarischen Kunstwerk ganz eigenen Ranges, das wegen seines späten Erscheinens vergangenes Jahr nicht mehr für den Deutschen Buchpreis in Frage gekommen war.

Dazu hat sich die Jury noch für den sogenannten Kalkülroman von Dietmar Dath entschieden, „Gentzen oder: Betrunken aufräumen“, und Heike Geißlers Montagsroman „Die Woche“, laut Jury „politisch engagierte Literatur voller Witz“.

Bei den Sachbüchern hier Hadija Haruna-Oelker, dort Horst Bredekamp

Eine interessante, auch überraschende Liste ist das allemal, mit Emine Sevgi Özdamar als offensichtlicher Favoritin.

Im Sachbuchbereich wurden Hadija Haruna-Oelker mit „Die Schönheit der Differenz: Miteinander anders denken", Horst Bredekamp mit seinem Michelangelo-Buch, Christiane Hoffmann mit „Alles was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters", Juliane Rebentisch mit „Der Streit um Pluralität: Auseinandersetzungen mit Hannah Arendt" und die Essays und Reden von Uljana Wolf nominiert.

Und bei den Übersetzungen Andreas Tretner (übersetzte aus dem Russischen „Wunderkind Erjan“ von Hamid Ismailov), Anne Weber (übersetzte aus dem Französischen „Nevermore“ von Cécile Wajsbrot), Stefan Moster (übersetzte aus dem Finnischen „Im Saal von Alastalo. Eine Schilderung aus den Schären“ von Volter Kilpi), Helga van Beuningen („Mein kleines Prachttier“ von Marieke Lucas Rijneveld, aus dem Niederländischen) und Irmela Hijiya-Kirschnereit. (übersetzte aus dem Japanischen „Dornauszieher. Der fabelhafte Jizō von Sugamo“ von Hiromi Itō)

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