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Frank-Patrick Steckel 1999 im Schauspielhaus Köln

© imago stock&people/imago stock&people

Regisseur und Übersetzer: Frank-Patrick Steckel gestorben

In der Frühzeit war er an der Schaubühne, später leitete er das Schauspielhaus Bochum und inszenierte in der ganzen Republik.

Am Tag, als die Auswahl des Berliner Theatertreffens 2024 bekannt wurde, kam auch die Nachricht vom Tod Frank-Patrick Steckels. Er starb mit 80 Jahren, teilte seine Familie mit. Tochter Jette Steckel ist in diesem Jahr zum ersten Mal zum Theatertreffen eingeladen, mit einer Tschechow-Inszenierung aus München, „Die Vaterlosen“.

Es gilt ja immer noch als Ehre und Karriereausweis. Fünf Mal war Frank-Patrick Steckel bei der Auswahl der Besten dabei, angefangen 1971 mit „Die Mutter“. Eine legendäre Geschichte mit Therese Giehse in der Titelrolle - die Eröffnungsinszenierung der Schaubühne am Halleschen Ufer, an der Steckel gemeinsam mit Peter Stein wirkte.

Links und aufrecht

Man war damals links im Theater, radikal. Sozialismus war eine Frage der Haltung, aber auch Pflichterfüllung und eine Rolle. Steckel konnte man glauben. Er wirkte knorrig, aufrecht, brachte die dicken Brocken auf die Bühne, vergessene Stücke von Hans Henny Jahnn, Ernst Barlach, Friedrich Hebbel. Mit dessen „Nibelungen“ gab er seinen Einstand als Intendant am Schauspielhaus Bochum, das er als Nachfolger von Claus Peymann von 1986 bis 1995 leitete.

Heiner Müller, immer wieder auch Brecht: Der in Berlin geborene Steckel machte einen strammen Spielplan. Er habe dem Publikum viel abverlangt, hieß es oft. Und das ist nicht das Schlechteste, was man von einem Regisseur sagen kann. Er arbeitete in Köln, Bonn, Wuppertal und Wien und war vor seiner Bochumer Zeit Oberspielleiter in Bremen.

Aber auch als Übersetzer war er aktiv, er übertrug Molière und Shakespeare. Wenn er sich zu Wort meldete, wurde er deutlich, ein Kämpfer mit bitterem Zungenschlag: „Ein Theater ist ein Kulturphänomen, aber ein Bordell ist es auch. Ein Museum ist ein Kulturphänomen, aber eine Abwasserkläranlage und ein Gefängnis sind es auch. Ein Symphonieorchester ist ein Kulturphänomen, aber die Müllabfuhr und die Börse und ein Altersheim sind es auch. Die Verteilung von Reichtum und Armut ist in erster Linie eine kulturelle Frage.“

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