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Kultur: Rhythm is it!

Baltic Youth Philharmonic im Berliner Konzerthaus.

„Hier spielt die Zukunft“ verkündet der Slogan des Young Euro Classic Festivals über dem Podium des Konzerthauses. Doch die Zukunft, an diesem Abend durch die Musiker des Baltic Youth Philharmonic vertreten, wirkt mit konzentrierten Blicken, langen schwarzen Kleidern und Anzügen mit Krawatten zunächst nicht gerade futuristisch. Das ändert sich, als Dirigent Kristjan Järvi vorführt, was sich bei einem Orchesterkonzert der Zukunft alles anders machen ließe. Am auffälligsten: Es kann unendlich viel rhythmischer und körperlicher zugehen. Das Rhythmusgefühl, das Järvi tänzelnd, wippend und luftspringend ausstrahlt, ist so suggestiv und ansteckend, dass sein Orchester sogar dann auf den Schlag zu kommen scheint, wo es mal ausnahmsweise nicht präzise spielt.

Dass der Rhythmus ebenso zur Substanz von Orchestermusik gehört wie Kontrapunkt und Harmonik zeigt sich nicht nur an der Wirkung von Wojciech Kilars minimalistischer Studie „Orawa“ von 1988, sondern auch beim Tanz durch Strauss’ „Till Eulenspiegel“, beim wilden Ritt durch Sibelius’ „Lemminkäinen zieht heimwärts“ oder dem Abhotten zu Hindemiths Metamorphosen über Weber-Themen. Und wenn sich die Sologeigerin bei der Uraufführung von Gediminas Gelgotas poppigem, aber nicht billigem „Never Ignore the Cosmic Ocean“ aus der hinteren Reihe aufs Podium stürzen darf und wenn durch Rotation zwischen den Pulten mehr Demokratie gewagt wird, macht auch dies Lust, dem Nachwuchs in seine Zukunft zu folgen. Carsten Niemann

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