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Konzerthaus: Rias-Kammerchor: Ins Licht

Rias-Kammerchor mit dem „Messiah“ im Konzerthaus.

Wer war dieser Händel, fragt man sich auch zum Ende seines Jubeljahres. Sein Werk ist akribisch erschlossen, zu CD-Bergen aufgetürmt, doch der Mensch Händel und seine Überzeugungen geben noch immer Rätsel auf. Ruft man den „Messiah“, seinen größten Erfolg, als Zeugen auf, erscheint ein widersprüchliches Profil: Ein rationaler, auf Effizienz bedachter Charakter bringt ein Erlöserporträt zu Papier, dessen opernhafte Emotionalität sein Publikum faszinierte – oder auch abstieß. Nach dem Abschlagen von falschem Pomp, den der „Messiah“ im Laufe seiner Karriere aufgehäuft hat, bleibt für heutige Interpreten im Kern die Frage: Wie viel Theater steckt im Oratorium? Und ein bisschen auch: Wie streng muss man die Textcollage der Heiligen Schrift eigentlich interpretieren?

Im Konzerthaus präsentiert der Rias-Kammerchor unter seinem Chef Hans-Christoph Rademann einen „Messiah“ im milden Licht des aufgeklärten Protestantismus. Grelle Bühneneffekte sucht man hier vergeblich, und gepredigt wird diese Heilsgeschichte keinesfalls vom Podium herab. Licht und leicht entfaltet sich der Gesang, der niemanden gewinnen muss, weil nichts gewinnender ist als die Freiheit. Das „Halleluja“ beginnt unendlich zart und reift zu innerer Überzeugung heran, die keine auftrumpfende Geste je ertrotzen kann. Im luftigen „The trumpet shall sound“ verliert die Überwindung des Todes jeden Verwesungston, strebt ins Ideelle, zum Licht. Der elegante Bass von Roderick Williams findet dabei in der Trompeterin Ute Hartwich eine strahlende Partnerin. Kurze Irritationen über Rademanns sanfte Klangrede steckt die Akademie für Alte Musik blitzgescheit weg, während der Rias-Kammerchor mit gelassener Souveränität von innen leuchtet. Die mildere Botschaft ist die menschlichere Botschaft. Ulrich Amling

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