zum Hauptinhalt

SAGENHAFTES Frankfurt: Glamour hat viele Facetten

Hält man sich dieser Tage in den Foyers, Bars und Cafés des Hessischen und des Frankfurter Hofs auf, den gar nicht so geheimen Zentralen der Frankfurter Buchmesse, ist es hier sehr wuselig und trubelig. Die englische Sprache dominiert, manchmal ist es so laut, dass man sein Gegenüber kaum versteht, und natürlich geht es um Bücher und gelungene Abschlüsse.

Hält man sich dieser Tage in den Foyers, Bars und Cafés des Hessischen und des Frankfurter Hofs auf, den gar nicht so geheimen Zentralen der Frankfurter Buchmesse, ist es hier sehr wuselig und trubelig. Die englische Sprache dominiert, manchmal ist es so laut, dass man sein Gegenüber kaum versteht, und natürlich geht es um Bücher und gelungene Abschlüsse. Beispielsweise darum, dass beim Berlin Verlag demnächst ein Buch von Jarvis Cocker erscheint (der einstige Pulp- Frontmann arbeitet übrigens jetzt bei einem Verlag, bei Faber & Faber) oder dass Kiepenheuer & Witsch sich die Rechte für die Neil-Young-Autobiografie gesichert hat.

Es gibt zwar ein großes, beherrschendes Buchmessenthema: das E-Book, die Digitalisierung der Branche. Doch es entspricht dem Wesen elektronischer Lebenswelten, dass sie auch in den Gesprächen etwas Flüchtiges, schwer zu Fassendes haben. Leichter wäre es mit dem bei den Literaturagenturen am meisten umworbenen Buch, mit dem umstrittenen Preis, dem inhaltlich bemerkenswertesten Buch, dem ultimativen Buchmessenskandal. All das aber läuft unter Fehlanzeige: kein Litell-Buch, für das Unsummen geboten werden, kein deutscher Roman, der supererfolgreich in die USA verkauft wurde, kein Messestar, und an Charlotte Roche haben sich sowieso alle gewöhnt.

Auch die Entscheidung, den Deutschen Buchpreis an Eugen Ruge zu verleihen, wurde durch die Bank begrüßt. Selbst wenn hier in Frankfurt am Main, mitten in der alten Bundesrepublik, auffällt: Der Buchpreis hat ein Faible für Ostdeutsches, für Österreich und die Schweiz.Für die in der DDR aufgewachsenen Autoren Uwe Tellkamp, Eugen Ruge und Kathrin Schmidt, für den Österreicher Arno Geiger oder die in der Schweiz lebende Melinda Nadj Abonji. Katharina Hacker mit ihrem in London spielenden Roman „Die Habenichtse“ und Julia Franck (in Ost-Berlin geboren, 1978 aber ausgereist) mit „Die Mittagsfrau“ sind die nicht so schlagkräftigen deutschen Preissieger- Ausnahmen. Es scheint, als sei der gute, alte Westen auserzählt, und da ist es kein Wunder, dass Jan Brandt mit seinem AchtzigerJahre-Ostfriesland-Panorama „Gegen die Welt“ leer ausging. Wie auch Sybille Lewitscharoff mit ihrem im Münster der Achtziger spielenden „Blumenberg“.

Beim Droemer-Knaur-Abend im Frankfurter Hof wird naturgemäß nicht über Buchpreis-Sieger geredet, denn Droemer Knaur ist nicht der Verlag für die gehobene deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Die Erfolgsgeschichten sind hier andere, ganz anders dimensionierte zudem. Es dominiert der historische Roman, der Thriller, der Krimi, das populäre Sachbuch, Namen wie Sabine Ebert, Tanja Kinkel, Wolfram Fleischhauer und Imy Lorentz. Hier werden Bücher für ein großes Publikum verlegt. Höchst sympathisch ist wieder einmal, wie charmant und emphathisch Droemer-Chef Hans Peter Übleis seine Autoren und deren Bücher vorstellt, wie er private Anekdoten einflicht und überhaupt darauf verweist, dass er sich kurz hält und das Essen gleich beginnt. Die Autoren aber – und es sind über 20 – sollen ihre Zeit schon bekommen. Als sich dann das jedem Dresscode verweigernde „Wanderhure“-Pärchen Iny Klocke und Elmar Wohlrath ans Büffet begibt, weiß man einmal mehr, dass der Glamour auf der Buchmesse weiß Gott viele Facetten hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false