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Fernsehkritik: Schächter fordert Trennung von Plattform und Inhalt

ZDF-Intendant Markus Schächter hat zum Auftakt der Mainzer Tage der Fernsehkritik vom Gesetzgeber eine Trennung von Inhalte- und Plattform-Anbietern in der digitalen Welt gefordert.

Mainz - Andernfalls drohe eine Verhinderung von Wettbewerb, sagte Schächter zum Auftakt der 40. Mainzer Tage der Fernsehkritik. Ohne neue Regelungen könnte es passieren, dass die Betreiber von großen Internet-Portalen die Angebote ihrer Konkurrenten einschließlich des ZDF nicht im gewünschten Ausmaß verbreiteten. Laut Schächter wäre zu befürchten, dass die neuen Plattform-Anbieter "überhöhte Durchleitungsgebühren fordern können, indem sie uns gegen unseren Wunsch zur Verschlüsselung zwingen oder durch Umlegung von Kanalplätzen benachteiligen".

Für den Fall, dass sich der Gesetzgeber derzeit außer Stande sähe, Plattform-Betrieb und Inhalte-Angebot zu trennen, forderte der ZDF-Intendant eine "Mindestregelung für einen fairen Wettbewerb". Demnach müssten die Internetportal-Betreiber alle öffentlich-rechtlichen Rundfunkangebote über ihre Netze verbreiten, soweit ihre Kapazitäten dies erlaubten. Die öffentlich-rechtlichen Hauptangebote sollten schon auf der Startseite der Portale erscheinen.

"Offen und diskriminierungsfrei"

Die Weitergabe all dieser Inhalte müsse "zu fairen und marktgerechten Preisen" und auf Wunsch unverschlüsselt organisiert werden, sagte Schächter. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkangebote sollten zudem auf Kanalplätzen verbreitet werden, "auf denen diese vom Kunden intuitiv, schnell und leicht zu finden sind". Die Systeme der Portalanbieter müssen nach den Worten des ZDF-Intendanten "offenen und diskriminierungsfreien Standards genügen".

Schächter verwies auf andere Sektoren wie Energieversorgung, Bahn, Telekommunikation und Breitbandkabelnetz: "Wenn die Politik die Trennung von Infrastrukturbetrieb und Nutzung in anderen Branchen als wettbewerbspolitisch wichtig und richtig erachtet, so scheint eine solche Trennung im sensiblen Bereich der Medien vor dem Hintergrund der Bedeutung in der digitalen Welt erst recht geboten."

Immer größerer Stellenwert für Videos

Bei einer anschließenden Diskussion mit Vertretern führender Online-Medien wurde deutlich, dass Bewegtbilder immer weniger eine Domäne des Fernsehens bleiben werden. Der Stellenwert von Videos im Internet-Auftritt von Zeitungen und Magazinen ist demnach rasant gewachsen. "Die Frage ist oft nicht mehr, wo ist das Bild zur Nachricht, sondern wo ist das Video dazu", sagte der "General Manager Online" der Zeitungsgruppe "Welt"/"Berliner Morgenpost", Robert Bosch. Grundsätzlich sei ein guter Internet-Auftritt geeignet, den unter Auflagenschwund leidenden Blättern auch wieder mehr Leser zuzuführen. "Die Verlage müssen den Nutzern folgen", meinte Bosch.

Der Chefredakteur von "Spiegel Online", Mathias Müller von Blumencron, sagte, die führende Rolle seines Mediums habe auch damit zu tun, dass viele andere Medienhäuser sehr zurückhaltend gewesen seien. Die Bewegtbilder seien zwar noch nicht wirtschaftlich zu produzieren, aber "da im Moment kein Geld auszugeben, wäre verheerend". Der stellvertretende Chefredakteur von sueddeutsche.de, Bernd Graff, ergänzte, auch bei der "Süddeutschen Zeitung" habe sich die Leitlinie durchgesetzt, dass man das Marken-Image besonders gut über den Online-Auftritt pflegen könne.

Bei den 40. Mainzer Tagen der Fernsehkritik, die noch bis zum 27. März andauern, diskutieren Experten über die Funktion des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in der digitalen Welt. (tso/dpa)

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