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Kultur: Schneiden tut weh

Panorama (1): Sally Potters Liebesfilm „Yes“

Es gibt Filme, die bebildern eine Geschichte, und die Bilder kleben mehr oder minder zufällig an ihr. Und es gibt Filme, da entsteht die Geschichte mitten aus den Bildern heraus und würde ohne sie sofort in sich zusammenfallen. Sally Potters „Yes“ gehört dazu: Die Welt, die Ehe, gesehen mit den Augen der Putzfrauen. Dass die wahren Philosophen unterm Reinigungspersonal zu finden sind, haben wir schon immer geahnt.

Dass die Arbeitgeberin der Putzfrau unglücklich ist, sieht man so gut wie sie. Aber noch andere vom „Personal“ haben einen Blick dafür, Kellner zum Beispiel, und einer sagt es ihr sogar, in Form eines Kompliments: „Ich würde nie eine so schöne Frau allein ...“ Warum müssen diese Südländer immer so unverblümt, so direkt sein? Libanese wahrscheinlich, irgendeiner aus dem mittleren Osten. Normalerweise würden die Frau (Joan Allen) und der Mann (Simon Abkarian) über erste Sätze nicht hinauskommen. Müssen sie aber, denn dies ist kein Film über die Begegnung der Kulturen, nein, es ist ein Film über die Liebe, ach was, über die Verfallenheit der Kulturen aneinander.

Man hat alle negativen Energien gesammelt: was gut gemeint ist, sollte schwer geprüft werden. Und dann wird alles Prüfen sinnlos, denn Potter und ihren wunderbaren Schauspielern gelingt es, etwas zu zeigen, was man im Kino selten zu sehen bekommt: die Liebe. Meist ist sie im Kino eine Behauptung, hier ist sie die Erweckung zum Dasein, zum Sehen, zum Schmecken, ist Fantasie und Schöpfung.

Hervorzuheben bleibt auch das Küchenpersonal des Restaurants, wo der „Middle-Eastern-Man“ (Pressetext) als Gemüseschneider angestellt ist – zu Hause war er Arzt, Chirurg wahrscheinlich – schneiden kann er. Jedes Bild, jede Figur wird zum Ereignis. Keine Liebe ohne Krisis, und dass ein „Middle-Eastern Man“, der mal an Menschen statt Möhren mit feinem Messer geschnitten hat, eine Profilneurose gegenüber einer Mittelstandsamerikanerin entwickelt, ist klar.

Eine Kollegin hat sich nach Filmende lautstark über „diesen Kitsch“ beschwert. Denn „Yes“ geht gut aus, sonst hieße er ja „No“. Nur, ist ein Happy End Kitsch?

Heute, 13 Uhr (Cinestar 3); morgen, 17 Uhr (International); 20.2., 21 Uhr (Cinemaxx 7)

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