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Der Hafen von Monte Carlo.

© picture alliance / dpa/ Jens Buettner

Kunstmesse Art Monte-Carlo: Schöner thronen

Kunstschau für die VIPs: Noch gehört die Art Monte-Carlo zu den kleinen Messen, doch sie hat große Pläne.

Humor kann ziemlich teuer sein. Rund 100 000 Euro verlangt die Londoner Galerie Victoria Miro für eine Tür, die ihrem Besitzer den Einlass verwehrt. „VIP“ steht vorne drauf, aber beweglich ist das schwere Ding aus Glas und Edelstahl kein Stück. Natürlich lässt sich das Werk des Künstlerduos Elmgreen & Dragset auch umrunden: Die Galerie hat ja noch mehr Verkäufliches auf der Art Monte-Carlo zu bieten, das die Besucher entdecken und erwerben sollen. Fotografien aus dem Nachlass der 1981 verstorbenen Francesca Woodman zum Beispiel, die sich den weiblichen Akt aus der Perspektive einer Künstlerin anschaut (8000–12 000 Euro). Oder konstruktive Metallskulpturen von Conrad Shawcross, die sich prächtig in jenen Gärten an der Côte d’Azur machen würden, wie sie um Monaco in stattlicher Zahl verteilt sind. In dem kleinen, teuren Fürstentum türmen sich dagegen die Appartements, von denen jeder Vermögende eines besitzen will. Aus steuerlichen Gründen, was die Stadt der Ralley Monte Carlo – man bewegt sich schon jetzt zwischen Schutzzäunen und rot-weißen Aufprallkissen – zu einem Treffpunkt reicher Sammler macht.

Die junge Messe Art Monte-Carlo reagiert darauf. Mit kleinen, extrem feinen Arbeiten und großen Namen. Von Sigmar Polke hing am Stand der Galerie Michael Werner ein Grafitblatt, das in den achtziger Jahren anlässlich Polkes Teilnahme an der Kasseler Documenta entstand. Robilant + Voena (London) zeigten Teller, Vasen und Leinwände mit Schnittwunden, die demonstrieren: Das künstlerische Multitalent Lucio Fontana hielt zeit seines Lebens immer etwas in der Hand, womit es zustechen konnte. Die Galerien Gagosian (New York/London/Paris/Rom/Athen/Hongkong) und Perrotin mit ähnlich vielen Dependancen setzten auf die modekompatible Kunst von Takashi Murakami – erstere bot gar ein Koprodukt des Japaners mit Virgil Abloh an, seit Neuestem Designer beim Luxuslabel Louis Vuitton. Eine Tür, die im VIP-gesättigten Monte-Carlo nahezu jeden anspricht und gleichzeitig vor den Kopf stößt, wirkt wie ein wohldosierter Seitenhieb auf dieses Tête-à-tête von Geld, Macht und Kunst.

Thomas Hug jettet von Monte Carlo nach Berlin

Aber die Messe, ein Ableger der Art Genève, will wachsen. Mehr Publikum, mehr Verankerung in der Stadt, mehr junge Galerien. Wie reizvoll sich das künftig verzahnen kann, zeigt Ausstellerin Fabienne Leclerc. Auch ihre Pariser Galerie In Situ ist arriviert. Doch die Collagen von Ramin und Rokni Haerizadeh oder der dreckige Stalaktiten produzierende Apparat von Vivien Roubaut hebt die Koje deutlich von ihrer Umgebung ab. Auch Air de Paris leistet sich eine sorgfältig kuratierte Schau über die Natur, die Koje ist mehr Statement als Verkaufsschau. Design-Pionier Philippe Jousse kombiniert zeitgenössische Kunst mit Vintage-Möbeln von Pierre Paulin, darunter eine Stehlampe aus dem Élysée-Palast (40 000 Euro).

Zu den 40 Galerien gesellen sich Kojen von 20 Institutionen wie dem Tel Aviv Museum of Art oder der Francis Bacon MB Art Foundation. Das spektakuläre Musikprogramm der Art Genève präsentiert in Monte-Carlo eine Soloschau des DJs und Musikers Jeff Mills. Und die zeitliche Überschneidung der Art Monte-Carlo mit dem Berliner Gallery Weekend nutzte Messeleiter Thomas Hug, um Sammler per Jet zwischen beiden Adressen hin- und herzufliegen.

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