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Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) ermittelt gemeinsam mit ihrem alten Partner und Freund, Kriminaloberkommissar Robert Petersen (Patrick Güldenberg).

© Radio Bremen / Jörg Landsberg

Schwuler „Tatort“-Kommissar: Hoffentlich bekommt Petersen noch mehr Profil

Der neue Kommissar beim Bremer „Tatort“ ist schwul, was bei seinem Debüt nur sehr beiläufig thematisiert wurde. Das darf sich gern noch ändern.

Ein Kommentar von Nadine Lange

Der Spruch des Vorgesetzen ist heftig: „Weißt du, warum du nie befördert wirst? Nicht weil du schwul bist, wie du es uns allen andauernd vortanzt. Sondern weil du dumm bist.“

Der so angegangene Kommissar Robert Petersen (Patrick Güldenberg) erwidert in der aktuellen Bremer „Tatort“-Folge nichts, sondern geht einfach aus dem Raum – und beweist in den kommenden Minuten, dass die Dummheit wohl eher aufseiten des Chefs zu finden ist.

Dass Petersen sein Schwulsein vor sich hertragen würde, ist augenscheinlich ebenfalls Unsinn. Er läuft weder mit Regenbogen-Accessoires herum, noch redet er über queere Themen. Die Zuschauer*innen erfahren lediglich durch einen kurzen Dialog mit einer Kollegin, dass der Ermittler bis vor Kurzem eine Beziehung mit einem Mann hatte.

Unauffälliger kann man eine von der Hetero-Norm abweichende sexuelle Orientierung in einem TV-Film fast nicht thematisieren. Es hätte die „Donuts“-Episode auch überfrachtet, denn darin spielt neben dem Mord an einem Autoschieber auch die Familie von Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) eine wichtige Rolle.

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Dass zum ersten Mal überhaupt ein schwuler Kommissar im noch immer wichtigsten deutsche Krimi-Format auftritt, wurde von der Kritik mitunter gelobt, aber größtenteils gar nicht erst erwähnt. Es war einfach zu nebensächlich. So führt Beiläufigkeit allerdings zu Unsichtbarkeit.

Das verhuschte und extrem verspätete Debüt eines schwulen Ermittlers wirkt fast, als wolle die ARD sagen: Hey, ist doch keine große Sache, das muss man ja jetzt nicht so ausstellen. Wenn aber jahrzehntelang mit Ausnahme eines Bisexuellen in Berlin und einer Gast-Lesbe in Wien das gesamte Personal heterosexuell war, ist es eben doch bemerkenswert.

Für Queers ist ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Repräsentanz selbst im gebührenfinanzierten Fernsehen weiterhin nicht selbstverständlich.

Deshalb ist zu hoffen, dass es demnächst mal eine Bremer „Tatort“-Folge geben wird, in der Petersens Privatleben ins Zentrum rückt – und sein Schwulsein nicht nur in einem Nebensatz oder einer Beschimpfung vorkommt.

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