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Kultur: Seele zeigen verboten

Dieser Film ist genau wie sein Titel.Von schier übermenschlicher Einfalt.

Dieser Film ist genau wie sein Titel.Von schier übermenschlicher Einfalt.Einfalt im nichtreligiösen Bezug ist eine akute Form des Dilettantismus.Vielleicht sollte man "Wer liebt, ..." gar nicht kritisieren - dazu ist er nun doch zu schlecht - , sondern vielmehr eine Diagnose versuchen.Leitfrage: Wie sind Filme wie "Wer liebt, dem wachsen ..." überhaupt möglich?

Wir kommen nicht umhin, den Namen des Täters preiszugeben.Er heißt Gabriel Barylli, ist Regisseur und Österreicher.Vor ein paar Jahren drehte Barylli "Honigmond".Nun gut, sagte man sich, wer will schon nachtragend sein.Jeder hat das Recht auf eine zweite Chance.Das war ein Irrtum.

Barylli möchte "Menschengeschichten" erzählen.Er sagt, daß unsere Autos sich nie so effektvoll überschlagen werden wie die in Los Angeles, "aber unsere Seelen werden vielleicht interessanter sein." Bevor die Kritikerin "Wer liebt, ..." sah, zählte sie zu den potentiellen Anhängern dieser These.Aber hinterher versteht man, warum es Autoüberschlags-Filme gibt.Weil, solange wir richtig harte Action gucken, uns niemand unbefugt seine Seele zeigen kann.

"Wer liebt, ..." handelt von der Liebe.Zu Beginn hören wir die Lebenserinnerungen des Liebenden Christian (Jim Carey für Anfänger: Heio von Stetten) in Anwesenheit seiner Psychoanalytikerin (Gudrun Landgrebe).Es ereignen sich Sätze wie "Der Himmel war blau, die Sonne war rund." Der Film wird das intellektuelle Niveau seines Beginns halten bis zum Schluß.Der Schluß: "Tausend Sterne strahlen nicht so hell wie dein Lächeln, wenn du liebst." - Doch , doch, ist alles tödlich ernst gemeint.Sentimentale Menschen nehmen alles tödlich ernst.Daraus folgen zwei Dinge.Wir sind alle sentimentale Menschen und es kommt darauf an, daß das keiner mitkriegt.Ein guter Regisseur ist also ein höherer Selbstverhinderer.Man könnte das auch Sublimierung nennen.

Barylli weiß davon nichts.Er glaubt an das Echte, Unverstellte.Also an das Kunstferne.Er glaubt auch an Verona Feldbusch in ihrer ersten größeren Filmrolle.Richtige Schauspieler spielen sowohl sich selbst als auch jeden anderen.Andere spielen sich selbst.

Die Handlung: Christian liebt Maria (Lisa Martinek).Maria liebt Christian.Und ihren Beruf.(Hauptkonflikt!) In ihrem Beruf hat Maria eine besonders fiese Konkurrentin.Ricarda, Verona Feldbusch.(Nebenkonflikt!) Maria und Ricarda wollen mit ihren Firmen beide die Nummer 1 auf dem Computermarkt (!) werden und müssen dazu den Konzern von Doktor Schneider aufkaufen.(Zuspitzung des Nebenkonflikts) Wer wird es schaffen, Ricarda oder Maria? Und wird Christian Maria immer noch lieben?

"Wer liebt, ..." hat die Dramatik einer Monopoly-Runde.Eigentlich nicht schlecht.Man hätte den Doktor Schneider nur mit Helge Schneider besetzen müssen.Helge Schneider und Verona Feldbusch, das wäre schon mal ein Anfang.Dazu noch ein anderer Regisseur.Und andere Hauptdarsteller.Was hätte das doch für ein wunderbarer Film werden können!

In 9 Berliner Kinos

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