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Foto von Zach Braff und Kate Hudson

© Wild Bunch

"Wish I Was Here" von und mit Zach Braff: Selbstfindung für Slacker

Zach Braff wird mal wieder erwachsen: In seinem neuen Film "Wish I Was Here" schöpft der Scrubs-Star einmal mehr aus dem eigenen Leben.

Am Anfang steht ein Tagtraum. Warmes Sonnenlicht, wohlige Klänge, dazu die Superheldenfantasie eines Jungen. Im Raumanzug jagt er durch den Wald, das Schwert in der Hand. Erst ein jäher Ruf aus der Wirklichkeit zerstört die Illusion. „Daddy“ ist gefragt. Der Junge im Wald ist gar kein Junge mehr, zumindest äußerlich nicht. Aidan Bloom steckt mitten in seinen Dreißigern, er ist verheiratet, lebt in Los Angeles. Am Frühstückstisch mit den beiden schulpflichtigen Kindern bleibt wenig Raum für Träumereien.

Zach Braff gibt den Familienvater in „Wish I Was Here“, seiner zweiten Regiearbeit fürs Kino. Selbst wenn der Held diesmal einen anderen Namen trägt, so kommt er doch als Wiedergänger jenes unterbeschäftigten Schauspielers Andrew Largeman daher, der 2004 durch den „Garden State“ New Jersey sowie den gleichnamigen Film schlingerte.

Zach Braff als Role Model softer Männer

Realitätsflucht war schon damals die Paradedisziplin von Braffs sensiblem, anfangs noch durch Psychopharmaka sediertem Helden. Einer Generation softer (Schmerzens-)Männer diente er als Role Model. Liebenswert ziellos, phlegmatisch, ohne Orientierung im Dickicht all jener Möglichkeiten, die das eigene Leben bereithält: So gaben sich Largeman und seine Freunde. Der Film stand für etwas, das man gern „Lebensgefühl“ nennt, unterstützt von einem melancholischen Indie-Soundtrack. Nebenher war die Liebesgeschichte zwischen Andrew und Sam (Natalie Portman) sanfter Kitsch für all jene, die Kitsch eigentlich ablehnen.

In „Wish I Was Here“ finden sich manche Muster wieder. Etwa in Bloom als rührend naivem Egoisten, der meint, seiner Selbstverwirklichung, dem Traum von der Schauspielerkarriere, müsse sich alles unterordnen. Aber auch in Gestalt seiner pragmatischen Frau (Kate Hudson), die mit ihrem öden Behördenjob das Überleben der Familie sichert. Als bei Blooms Vater Krebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird, beginnen die Probleme. Angst vor dem Abschied, nie ausgesprochene Wertschätzung des Vaters für seine Söhne und nicht zuletzt die Schulausbildung der Kinder, die Bloom aus Kostengründen fortan selbst übernehmen muss – mit erwartbar launigen Folgen.

Versionen von Zach Braffs Leben

Das Drehbuch hat Zach Braff mit seinem Bruder verfasst, er setzt darin auf ein Rezept, das neben „Garden State“ schon die Krankenhausserie „Scrubs“ auszeichnete: rasante Dialoge, kuriose Figuren, slapstickhaften Humor – hier etwa in Gestalt eines ehrwürdigen Rabbiners, der sich an Katzenvideos delektiert und Unfälle mit dem Segway baut. Doch mit dem Familienglück steht inzwischen ungleich mehr auf dem Spiel. Die selbstgenügsame Versponnenheit von „Garden State“ weicht echtem Drama, leider auch Pathos, gerade gegen Ende.

Unlängst bekannte Braff im Tagesspiegel-Interview: „Meine Filme sind Versionen meines Lebens.“ Wie Aidan Bloom musste er sich zeitweilig mit Aushilfsjobs über Wasser halten. Auch war das Verhältnis zu seinem alleinerziehenden Vater nicht einfach, auch kennt er sich als Tagträumer. Finanziert übrigens wurde „Wish I Was Here“ weitgehend durch Fan-Crowdfunding. Die Braff-Anhänger kriegen dafür, was sie sich vermutlich wünschten: einen weiteren Teil der heimlichen Ich-Geschichte.

Cinemaxx; OV: Cinestar SonyCenter, OmU: Filmkunst 66, Kulturbrauerei, Rollberg, Zoo Palast

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