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Die Motive von Ruth Wolf-Rehfeldt bestehen aus Hunderten von Buchstaben. Installationsansicht aus der Ausstellung "Klappe eins, Affe tot" in den Kunstsaelen Berlin.

© Jan Brockhaus

Konzeptuelles in den Kunstsaelen Berlin: Sensibilität für Zwischenorte

Konzentriert bis Konzeptuell: Die Mäzenin Geraldine Michalke gewährt in den Kunstsaelen Berlin einen Einblick in die Sammlung Bergmeier.

Schon das Bild von Günther Uecker ist ein Hit! Keine Hammer-Dramatik, sondern ein kontrolliertes Werk des Minimalismus. Mit einem Netz aus Nägeln, das sich aus jeder Perspektive neu präsentiert. Allein für den Erwerb dieser frühen „Aggressive Reihung“ (1972) muss man Geraldine Michalke loben. Und nicht bloß dafür. In den Kunstsaelen Berlin (Bülowstraße 90, bis 4. Februar) gewährt sie momentan Einblick in ihre Sammlung Bergmeier, benannt nach ihrem früheren Namen. Dass die Adresse, an der während der letzten sieben Jahre viele freie Kuratoren anspruchsvolle Ausstellungen realisieren konnten, überhaupt besteht, ist ebenfalls das Verdienst der Mäzenin: Seit Stephan Oehmen als zweiter Sponsor der Kunstsaele ausgestiegen ist, finanziert sie den großen Projektraum allein. Und ohne den Anspruch, mit ihrer Sammlung im Vordergrund zu stehen.

Diesmal aber wird Michalke samt ihrer Vorliebe für Konzentriertes bis Konzeptuelles zum Mittelpunkt. Gemeinsam mit dem Berliner Künstler Michael Müller als Ko-Kurator hat sie die Schau mit dem Titel Klappe eins, Affe tot ... realisiert. Zu sehen sind Arbeiten von Imi Knoebel, Franka Hörneschemeyer, Gotthard Graubner, Fiene Scharp, Carsten Nicolai oder Ruth Wolf-Rehfeldt.

Mehr sehen als Chaos und Ordnung

Ein austariertes Miteinander etablierter Positionen, Wiederentdeckungen und singulärer Werke wie dem von Raimer Jochims, dessen abstrakte Farbstiftzeichung „Bewegen“ (1973) im Foyer hängt. Sein Bild gehört – neben der pinken Serie „Verschwinden“ (2015) von Michael Müller – zu den wenigen Farbflecken. Es herrschen Weiß und Grau in allen Schattierungen, es gibt Objekte wie den Teppich aus Aluminiumprofilen von Donald Bernshouse, der den Raum strukturiert und sich im selben Moment in Bezug zu den übrigen Arbeiten setzt.

Auffällig ist auch Michalkes Sympathie für serielle Blätter, auf denen Buchstaben zu konkreter Poesie werden oder Muster formen. Ihre Kleinteiligkeit offenbart die Idee hinter der Sammlung: Man muss schon genau hinschauen, um in den tanzenden Worten, glatten Oberflächen und sich wiederholenden Strukturen mehr zu sehen als Chaos und Ordnung. Der Lohn aber ist Sensibilität für die Zwischenorte.

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