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So kann’s gehen: Wie helfe ich in den Mantel?

Wer zieht nach einem Restaurant- oder Theaterbesuch zuerst den Mantel an? Hilft man der Dame zuerst, oder zieht man sich seinen Mantel an der Garderobe an, um anschließend der Dame zu helfen?

Wer zieht nach einem Restaurant- oder Theaterbesuch zuerst den Mantel an? Hilft man der Dame zuerst, oder zieht man sich seinen Mantel an der Garderobe an, um anschließend der Dame zu helfen?

Zunächst mal freut mich Ihre unverkrampfte Haltung zu dem Thema. Lange war es ja ganz verpönt, Damen in den Mantel zu helfen, das galt als reaktionär. Wo enge Korsettstäbe vorgegebener Höflichkeitszwänge aufgesprengt sind, kann man sich gelassen von substanziellen Erwägungen leiten lassen. Höflich ist auf jeden Fall immer das, was einem anderen guttut. Insofern ist Ihre Frage leicht zu beantworten. Je weniger lange man in einen dicken Mantel gehüllt im Warmen warten muss, bis die anderen endlich fertig sind, desto besser geht es einem. Also wäre es sinnvoll, weil selbstlos, wenn die Herren vorauseilten, sich den eigenen Mantel rasch überstreifen würden, dann den Damen helfen. Ein wirklicher Fauxpas ist es aber auch nicht, den Damen zuerst in den Mantel zu helfen, Hauptsache man lässt sie nicht zu lange stehen. Manchmal bieten sich Kellner an, den Ladys zu helfen, aber Delegieren ist in dieser Hinsicht nicht stilvoll.

Man sollte seine Dienste allerdings auch nicht aufdrängen. Ist man in Begleitung einer eingeschworenen 68erin, sollte man Hilfestellung unterlassen, wenn man das Gefühl hat, dass sie nicht willkommen ist. Dieser Generation ist es schließlich zu danken, dass viele alte Zöpfe abgeschnitten wurden, sie verdient Rücksicht.

Eben weil es heute freier zugeht, kann auch die Frau helfend einspringen, wenn der Mann sich schwertut beim Anziehen des Mantels. Aber auch da ist Sensibilität gefragt. Zwar gilt die Regel: Jüngere helfen Älteren. Bei sehr alten Männern sollte man behutsam sein, weil die leicht verletzt sind, sich fragen, ob sie schon so gebrechlich wirken. Höflichkeit wird mehr und mehr eine Frage des Einfühlungsvermögens. Das zu trainieren, kann nie schaden.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie an meinefrage@tagesspiegel.de

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