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So kann’s gehen: Wie sag ich’s meinem Nachbarn?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder

Letztens sahen wir, wie die Nachbarn Streusalz gegen die Schneeglätte streuten. Wir wissen, dass das verboten ist und hohe Strafen nach sich zieht. Da unsere eigenen Pflanzen durch das Salz geschädigt werden, wollen wir das nicht hinnehmen. Anzeigen wollen wir sie wegen des zwar kühlen, aber sonst guten Verhältnisses nicht, fürchten aber, dass sie beleidigt sind, wenn wir sie darauf ansprechen.

Es ist schon klar, dass man mit Nachbarn immer besonders behutsam umgehen muss, wenn man sich nicht selber das Leben auf Jahre vermiesen will und häufige Umzüge scheut. Insofern ist Ihr Impuls, nicht gleich zur Anzeige zu schreiten, richtig und fair. Da besteht vermutlich keine böse Absicht, sondern vor allem die Sorge, zur Rechenschaft gezogen zu werden, wenn sich jemand verletzt. Es hat ja schon genug Unfälle gegeben auf den vereisten Gehwegen. Also ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass Ihre Nachbarn Problembewusstsein zeigen und sich um das Wohl der Passanten kümmern.

Jemanden einfach nicht anzusprechen, nur weil man eine Abfuhr befürchtet, halte ich für falsch. Sie können doch mit einem Lob in der gerade geschilderten Richtung anfangen, um dann zum großen „Aber“ überzuleiten. Dass Sie sich um Ihre Pflanzen sorgen, macht Sie im Grunde zu einem guten Nachbarn. Denn wenn im Frühjahr alles wieder hübsch blüht, haben nicht nur Sie was von dem schönen Anblick. Vielleicht ist den Nachbarn einfach nur der Sand ausgegangen, und sie wissen nicht, woher neuen nehmen. Wenn Sie sich auf das Gespräch vorbereiten mit einer kleinen Recherche, wo man noch günstig legale Streumittel auftreiben kann, stehen Sie erst recht wie ein guter Nachbar da. Und wenn Sie dann noch anbieten, beim Transport zu helfen, wird das Eis zwischen Ihnen vielleicht endgültig tauen. Es hilft immer, wenn man dem anderen gute Absichten unterstellt.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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