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So kann’s gehen: Wie strafe ich den Fleckenmacher?

Kürzlich hat mir jemand bei einem Gartenempfang Rotwein über mein helles Kostüm gekleckert. Ich habe mich aufgeregt, weil ich ja nun den ganzen Abend lang schlampig aussah, aber der Übeltäter hat nur kurz angeboten, die Reinigungskosten zu übernehmen.

Kürzlich hat mir jemand bei einem Gartenempfang Rotwein über mein helles Kostüm gekleckert. Ich habe mich aufgeregt, weil ich ja nun den ganzen Abend lang schlampig aussah, aber der Übeltäter hat nur kurz angeboten, die Reinigungskosten zu übernehmen. Davon hatte ich aber an dem Abend nichts.

Die Rotweinflecken auf Ihrem Kostüm haben andere vielleicht gar nicht so gestört und also nicht viel ausgemacht, ich fürchte, gar nichts im Vergleich zu Ihrem Wutausbruch. Jeder weiß doch, wie rasch man mal Wein verkleckern kann. Eine ungeschickte Handbewegung reicht schon, da muss man nicht mal volltrunken sein. Natürlich ist es kein schönes Gefühl, mit Rotweinflecken durch die Gegend zu spazieren, wenn Sie sich vorher Mühe gegeben haben, ein schickes Kostüm zu finden. Andererseits werden die Leute, die auf so was genau achten, anstatt sich lieber gut zu unterhalten, wohl davon ausgehen, dass Sie Opfer eines Missgeschicks geworden sind. Die wenigsten Leute tropfen nämlich zu Hause vorab Rotwein auf ihre Sachen, damit sie nicht zu makellos aussehen. Das Missgeschick wird sie also eher in einem noch freundlicheren Licht dastehen lassen, weil sie unter Umständen sogar Mitgefühl auf sich ziehen. Auf Mitmenschen, die hämisch auf so was reagieren, sollten Sie gar nicht achten, die sind meist eh nicht interessant. Durch Ihre offenbar heftige Reaktion haben Sie die Situation leider schlimmer gemacht. Mein persönlicher Held in dieser Hinsicht ist ein Botschafter, dem ich mal Sekt aufs Revers geschüttet habe. Weil es sich um einen besonders netten Botschafter handelte, tat mir das besonders leid, und ich wollte gerade in eine Entschuldigungsorgie ausbrechen, als er die Hand vor den Mund hielt und fast beschwörerisch sagte: „Nicht, bitte, ist doch nichts passiert.“ Besser und selbstloser kann man nicht reagieren. Viele Worte hätten eh nichts ändern können. Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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