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Moti Pavlov, Ruiko Matsumoto, Tsuyoshi Moria und Eri Sugita sind das Quartet Tokio Berlin

© Neda Navaee

Sommermatineen im Musikinstrumenten-Museum: Weißwein und Wachtraum

Bei der vierten Sommermatinee im Musikinstrumenten-Museum spielt das Quartett Tokio Berlin einen heiteren Haydn - und einen viel zu ernsten Beethoven.

Ein prickelnder Konzertauftakt, der glücklich macht: Haydns Streichquartett op. 33 Nr. 4 ist heiter und luftig, voller Witz und Humor, wie Weißwein am Vormittag. Die vier Instrumente stellen sich in einleitenden Kadenzen vor, dann macht das Cello noch mal mit drei lustig grummeligen Basstönen auf sich aufmerksam. Im Finale kehren alle Motive, kurz angerissen, wieder – ein Geplapper, bei dem die Teilnehmer zwar leicht beschwipst sind, aber nie ins Banale abrutschen. Passt großartig zu diesem sonnigen Augustsonntag. Dass das Quartet Berlin Tokyo (Tsuyoshi Moria, Moti Pavlov, Eri Sugita, Ruiko Matsumoto) bei der vierten Matinee der Gotthard-Schierse- Stiftung im Musikinstrumenten-Museum so inspiriert und klanghell spielt, so einfühlsam und ohne jede Erdenschwere, steigert die Stimmung zusätzlich. Tsuyoshi Moria führt eindeutig, hebt sich silbrig ab, ohne zu sehr zu dominieren.

Schluss mit Sommer ist dann bei „Silent Flowers for string quartet“ von Toshio Hosokawa (1998). Keine Melodien, nur Atmosphäre, liegende Töne, erzeugt mit schwer gepresstem Strich. Graue Farben, Blumen aus Eis, Musik als Wachtraum. Dazwischen immer wieder: eine buddhistische Stille. Mit „Prelude for string quartet“ von Paul Ben-Haim (geboren 1897 in München, Assistent von Bruno Walter, emigriert nach Israel) kehrt das Melodiöse zurück. Sehnsüchtig, aber nicht traurig, vom Glück des Daseins erzählend – so verschlingen sich die Linien, deuten tändelnd eine Fuge an. Aber – es ist eben nur ein „Vorspiel“, viel zu kurz, kaum angefangen, ist es schon wieder vorbei.

Richtig ernst wird’s mit Beethovens Op. 95 f-Moll. „Quartetto serioso“ hat der Komponist darunter geschrieben. Schon das Kopfmotiv saust hernieder wie ein Schicksalsschlag. Beethoven, wie man ihn leider viel zu oft hört. Die vier jungen Musiker sind technisch und ausdrucksmäßig hervorragend. Da sind zum Beispiel ganz leise Töne, die sehr vorsichtig gestrichen werden müssen und hier trotzend noch substanziell klingen. Aber sie übertreiben es. Der Ernst und die Ehrfurcht, mit denen sie zu Werke gehen, machen das Stück noch schwerer, als es ohnehin ist. Auch Beethoven muss man manchmal vor sich selbst in Schutz nehmen.

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