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Mitglieder des Kammermusik-Ensembles Spectrum Concerts.

© Adil Razali

Spectrum Concerts Berlin: Wunderbare Ausgewogenheit

Bei seinem Auftritt im Kammermusiksaal beglückt das Ensemble von Spectrum Concerts Berlin mit Stücken von Gabriel Fauré und Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Sie sehen einander nicht oft, doch ihre Zusammentreffen wirken, als sei es erst gestern gewesen. Bei den Musikerinnen und Musikern von Spectrum Concerts Berlin weht ein ganz besonderer Geist, eine Mischung aus Spontaneität und Disziplin, die sich aber leicht und spielerisch vermittelt.

In Berlin fing unter der behutsamen Führung des Cellisten Frank Dodge vor über 35 Jahren alles an. Inzwischen gehören der Cellist Jens Peter Maintz und der Bratscher Hartmut Rohde zu den festen Säulen des Ensembles, beide vielseitig tätige Professoren an der Universität der Künste. Ebenfalls seit fast 20 Jahren dabei ist die Geigerin Julia Maria Kretz, inzwischen Konzertmeisterin beim Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks.

Das Pianistenpaar Ya-Fei Chuang und Robert Levin lehrte in New York und Boston. Levin erwarb auch musikwissenschaftliche Verdienste um einen historisch abgespeckten Bach und Mozart; Chuang wird demnächst Professorin am Mozarteum Salzburg. So ist selbstverständlich Professionalität zu erwarten, doch im Kammermusikaal der Philharmonie überrascht der Klang eines jahrzehntelang zusammengewachsenes Ensembles. Wunderbare Ausgewogenheit herrscht in Gabriel Faurés monumentalem Klavierquartett g-Moll. Dem transparenten, beweglichen Klavier Robert Levins setzen die Streicher immer neue Unisono-Farben in unterschiedlichen Kombinationen entgegen.

Walzerrhythmen wechseln mit spanischem Kolorit

Manchmal darf sich die Violine süß auf sanftem Fundament von Bratsche und Cello ausbreiten, die ihrerseits ihre solistischen Qualitäten zeigen. Cello und Klavier strukturieren mit wechselseitigen Bassakzenten. Im leidenschaftlichen Brodeln der Klänge, die ebenso noch Brahmssche Satzkunst zeigen wie sie harmonisch schon zum Impressionismus Debussys streben, faszinieren die zarten, ruhigen Übergänge, bevor im Kopfsatz die Themen wuchtig wieder lostoben, im Finale sich die ganze Dramatik tänzerisch auflöst.

Zu Beginn empfiehlt sich das Klavierduo mit seiner ganz eigenen Individualität: Chuang und Levin tauchen mit Faurés „Dolly-Suite“ vierhändig ein in eine Kinderwelt von Wiegenliedern, geheimnisvollen Gärten, herumtobenden Hunden. Walzerrhythmen wechseln mit spanischem Kolorit. Chuang versieht die oft naive Melodik mit subtilem Flair und klangschönen Nuancen, während Levins kompakterer Part warm und diskret zugleich grundiert. Die Kunst der Pianistin entfaltet sich spektakulär in Felix Mendelssohns Klaviertrio c-Moll.

Anders als im beliebten d-Moll-Trio besticht hier keine eingängige Melodik. Doch Chuang erfüllt ihre stürmischen Arpeggien mit leidenschaftlich-melodischem Atem. Mit unglaublicher Beweglichkeit gibt sie dem enorm schwierigen Klavierpart virtuosen Glanz. Geige und Cello spielen sich weiche Kantilenen zu, vereinen sich in innigem Terzgesang im „Andante espressivo“. Ein quirliges Scherzo, in dem mehr die Kobolde herumspringen als die Elfen des „Sommernachtstraums“, führt in ein emphatisches Finale, das mit eindringlichen Choralmotiven alle zuvor gesäten Zweifel und Konflikte verscheucht.

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