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Bad Bunny

© dpa / dpa/El Comercio

Spotify „Wrapped“: Keine Gratis-Werbung für den Streaming-Giganten

Gerade hat Spotify seinen Jahresrückblick veröffentlicht. Statt eifrig die eigenen Top Ten zu teilen, sollten Fans lieber über den Wechsel zu einem anderen Anbieter nachdenken.

Ein Kommentar von Nadine Lange

Bad Bunny, Taylor Swift und Drake – es sind die üblichen Verdächtigen auf den ersten drei Plätzen der Spotify-Streaming-Jahrescharts. Reggaeton-Star Bad Bunny hat den Spitzenplatz sogar schon zum dritten Mal in Folge erobert und entwickelt sich langsam zu einer Art FC Bayern der Streamingwelt. Auch sein Album „Un Verano Sin Ti“ landete auf dem ersten Platz, bei den Songs schaffte er es allerdings nicht in die Top drei.

Hier dominiert Harry Styles mit „As I Was“, die Glass Animals kommen mit ihrem 2020er-Dauerhit „Heatweaves“ auf dem zweiten Platz und The Kid Laroi ist zusammen mit Justin Bieber und „Stay“ dahinter gelandet.

Streaming-Marktführer Spotify hat diese Charts gerade in seinem jährlichen „Wrapped“-Rückblick veröffentlicht – und gleichzeitig seinen Nutzer*innen ihre persönliche Statistik zugeschickt, die von vielen eifrig auf den Social-Media-Kanälen geteilt wird. Sie machen damit Gratis-Werbung für einen Dienst, der die Mehrzahl der Musiker*innen notorisch schlecht vergütet und vor allem Geld in die Taschen von Topstars spült.

Denn selbst wessen private Top Ten weder Bad Bunny noch Drake aufweisen, ja selbst, wer niemals einen Song von ihnen angeklickt hat, hat trotzdem zu ihren Einnahmen beigetragen. Das so genannte Pro-Rata-Modell, das die Nutzungs- und Werbegewinne nach Marktanteilen verteilt, ist der Grund für dieses Übel.

Auch andere Dienste verwenden es, allerdings zahlen Amazon, Apple und Tidal mehr an die Musiker*innen. Tidal bietet zudem ein teureres Abo an, von dem bis zu zehn Prozent direkt an die am meisten gehörten Künstler*innen der jeweiligen Nutzer*innen fließen.

Auch Deezer wollte auf ein nutzerzentriertes Modell umstellen, doch bisher ist es bei der Ankündigung geblieben. Das Problem liegt offensichtlich bei den Plattenfirmen, die den Streamern die Inhalte lizensieren, liefern und über die Verteilung der Einnahmen unter ihren Künstler*innen entscheiden.

Vor allem die Major-Labels leben gut mit dem jetzigen Modell und zeigen keine wahrnehmbare Initiative, Streaming fairer zu gestalten. Deshalb heißt es für Musiker*innen: Augen auf bei der Vertragsunterzeichnung und für die Fans: Augen auf bei der Plattform-Wahl.

Und für alle, denen etwas daran liegt, Musiker*innen abseits der Bad-Bunny-Swift-Drake-Liga zu unterstützen, gibt es neben CDs und Platten häufig auch Bandcamp-Seiten, auf denen Alben quasi direkt von den Erzeuger*innen erworben werden können. Damit kann man dann auch gern auf Social Media angeben.

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