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Music And Sound Streaming Platforms Stock Photos Headphones connected to a mobile phone with the logo of Spotify on its screen. Athens Greece PUBLICATIONxNOTxINxFRA Copyright: xNikosxPekiaridisx originalFilename: pekiaridis-notitle230716_npP7k.jpg

© IMAGO/NurPhoto/IMAGO/Nikos Pekiaridis

Spotifys neues Bezahlmodell: Sagt doch einfach, dass ihr Musiker verachtet!

Das neue Bezahlmodell Spotifys ist ein neuer Tiefpunkt im Umgang mit Kunst und Rechteinhaber:innen. Die Abwärtsspirale für Musiker:innen jenseits des Mainstreams dreht sich weiter.

Ein Kommentar von Silvia Silko

Kein Geld mehr für wenig Streams: Ab 2024 wird Spotify sein Vergütungsmodell umstellen. Demnach sollen Songs, die jährlich seltener als 1000 Mal gestreamt wurden, keine Tantiemen mehr über den Dienst generieren; das wurde nach Angaben des US-Magazins Music Business Worldwide vonseiten Spotifys bestätigt.

Laut Schätzungen wird Spotify dadurch Millionenbeträge einsparen, diese sollen dann auf all diejenigen umverteilt werden, deren Songs häufiger als 1000 Mal gespielt werden.

Damit führt Spotify seinen Grundsatz des verkehrten Robin Hoods in neue Extreme: Diejenigen, die schon reich sind, werden noch reicher und das auf Kosten der kleinen Fische. Genauso funktioniert bereits Spotifys Pro-Rata Modell, nachdem die Musiker:innen nicht nach Streams, sondern prozentual nach Marktanteilen ausbezahlt werden.

Dafür werden die meisten Streamingdienste seit Jahren kritisiert, bei Spotify kommt hinzu, dass der Marktführer den Künstler:innen auch noch verhältnismäßig geringe Beträge für ihre Musik ausbezahlt.

Pro Song, der jährlich nur 999 Mal angehört wird, bekommen die Rechteinhaber:innen bisher einen lächerlichen Betrag von etwa 3,50 Euro. Dafür kriegt man an der Theke maximal ein kleines Bier, den Frust über fehlende Fairness wegsaufen kann man damit nicht.

Wer also mit Spotify ernsthaft Geld verdienen möchte, muss sich ohnehin bereits nach der Streamingdecke strecken und weit häufiger angehört werden, als 1000 Mal.

Allerdings geht es um mehr als diese 3,50, die den Geringgestreamten jetzt auch noch flöten gehen. Spotify schmückt sich gerne mit einem vielfältigen Angebot, will diese Vielfalt aber nicht bezahlen. Produkte zu nutzen, die nicht entlohnt werden, ist ganz streng genommen eine sehr perfide Art von Diebstahl.

Gleichzeitig wird das Versprechen der Demokratisierung des Musikmarktes, nämlich dass alle Musik hören und Künstler:innen niedrigschwellig ins Business rutschen können, endgültig gebrochen.

Ganz im Gegenteil: Musik und ihre Urheber:innen werden einer Dumpingkultur unterworfen, die weitreichende Folgen für den Nachwuchs haben könnte, der es seit der Pandemie ohnehin schwerer hat als je zuvor.

Das neue Signal von Spotify ist, dass alle, die sich jenseits des Mainstreams bewegen, künstlerische Risiken eingehen oder eben noch ganz am Anfang stehen, wertlos sind. Der Musikmarkt und seine ohnehin prekären Bedingungen erreichen gerade einen neuen Tiefpunkt.

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