zum Hauptinhalt

Kultur: Spuk und Vorahnung

Als "zeitgenössische Musik" kündigte Bernhard Schmidt die Zugabe von Felix Mendelssohn an.Der Cellist des Mandelring-Quartetts hat damit ganz recht: was Joseph Joachim, einer der bedeutendsten Geiger seiner Zeit, für seine Weimarer Kammermusiksoireen zusammenstelte, war neben der regelmäßigen Huldigung an Beethovens Quartettschaffen ausnahmslos zeitgenössisch.

Als "zeitgenössische Musik" kündigte Bernhard Schmidt die Zugabe von Felix Mendelssohn an.Der Cellist des Mandelring-Quartetts hat damit ganz recht: was Joseph Joachim, einer der bedeutendsten Geiger seiner Zeit, für seine Weimarer Kammermusiksoireen zusammenstelte, war neben der regelmäßigen Huldigung an Beethovens Quartettschaffen ausnahmslos zeitgenössisch.Heute sind das "Verklungene Feste" voller Meisterwerke.Man stelle sich heutzutage ein Kammerkonzert mit Neuer Musik in so geballter Qualität vor! Allein das ausladende Quintett op.8 von Niels W.Gade ist eine echte Entdeckung, unbedingte Repertoire-Bereicherung.Das Kammermusikwerk des in Vergessenheit geratenen dänischen Komponisten ist zwar unverkennbar vom Stil des Förderers Mendelssohn geprägt, überrascht aber doch durch ungewöhnliche Formgestaltung und schroffe Stimmungskontraste, Vorgriffe auf Grieg und Brahms.Die durch den Bratscher Hariolf Schlichtig verstärkten "Mandelrings" warfen sich mit Bravour ins Zeug, scheuten in temperamentvollen Ausbrüchen vor klanglichen Rauhheiten nicht zurück und wahrten doch ganz hervorragend die Balance.Daß im oftmals wild wühlenden Liniengewirr nicht ein einziger Intonationspatzer unterlief, ist schon ein kleines Wunder.Volles Risiko gingen die Gebrüder Schmidt, mit dem impulsgebenden Kalle Randalu am Klavier, auch mit Mendelssohns Klaviertrio c-moll op.66 ein, ein spätes, von düsteren Vorahnungen gezeichnetes Werk.Leidenschaft und Lebendigkeit fesseln an diesem Musizieren, faszinierend besonders im spukhaft vorbeiflirrenden Scherzo und dem aufbegehrenden, sich zu trotzigen Choralhymnen aufschwingenden Finale.Trotz hingerissener Publikumsreaktion im kleine Saal: noch bemerkenswerter war wohl doch die Interpretation von Beethovens f-moll-Quartett op.85, sich den originalen, die Schwierigkeiten ungeheuer steigernden Tempovorschriften stellend und bei aller Hitzigkeit zu spröden Brüchen fähig.Dazu gehört wirklich Mut.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false