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Am Stand der Galerie Alexis Pentcheff aus Marseille.

© Foto: Fine Arts Paris & La Biennale

Starkes Duo: Panorama der Kostbarkeiten

Paris Fine Arts & La Biennale: In Paris haben sich zwei Messen für Antiquitäten und Kunst der Moderne zusammengetan

Das Pariser Messegeschehen ist in diesem Jahr aufs Heftigste aufgewirbelt worden. Die Die Premiere der von der Art Basel ausgerichteten Messe Paris+ im letzten Oktoberdrittel hat sich als voller Erfolg erwiesen. Bereits im vergangenen Spätwinter haben sich zwei Pariser Messen zusammengetan, um unter dem neuen Namen Fine Arts Paris & La Biennale und dem groß herausgestellten, symbolkräftigen &-Zeichen vereint Präsenz zu zeigen. Der Ort ist in diesem November nochmals der Carrousel du Louvre, ehe im kommenden Jahr der anziehungsstarke Temporär-Palast nahe dem Eiffelturm belegt wird, um im Jahr darauf den derzeit im Ausbau zum absoluten Top-Spot befindlichen Grand Palais anzusteuern – wie die anderen großen Messen auch.

Dabei spricht wenig gegen den Carrousel, jenes unterirdische Raumgefüge mit Metro-Anschluss und Parkhaus, von dessen Existenz oberirdisch keine Spur zu sehen ist. Vielleicht ist das das Manko. Denn die Räume selbst sind großzügig, und sie sind elegant eingerichtet, so dass die 86 teilnehmenden Galerien auch bei unterschiedlicher Standgröße optimal zur Geltung kommen. Das Prinzip dieser Hybridmesse ist es, die insgesamt 14 vertretenen Kategorien, von Altmeistergemälden bis zu außereuropäischer Kunst, bunt durcheinander zu würfeln und so zu abwechslungsreichem Flanieren einzuladen. Keine der Kategorien ragt quantitativ heraus, weder die alten Meister noch das in Frankreich traditionell überaus starke Kunsthandwerk der „objets d’art“, der kunstvollen Objekte vom intarsierten Schreibtisch bis zum vergoldeten Kerzenhalter. Galerien wie Steinitz oder Léage (beide Paris) haben so etwas wie period rooms eingerichtet, bis hin zum originalen Parkettboden.

Eine Alleinstellung kann Carolle Thibaut-Pomerantz (Paris/New York) beanspruchen, denn sie handelt mit bedruckten Tapeten. Ein hinreißendes Set mit vier allegorischen Darstellungen der Künste von niemand Geringerem als den Architekten Percier und Fontaine hat sie an ihren Kojenwänden, doch leider kann man die Stücke einzeln erwerben (35.000 – 70.000 €). Wer hat schon Platz für eine ganze Raumausstattung? Das Gegenteil der Miniaturisierung ist beim Grafik-Händler Helmut Rumbler (Frankfurt/M.) zu bewundern, dessen Spitzenstück ein kaum mehr als briefmarkengroßes Selbstporträt des jungen Rembrandt von 1630 ist, das mit 340.000 Euro ausgezeichnet ist. Ebenfalls an sehr entschiedene Sammler richtet sich das Angebot von Arts & Autographes (Paris). Für eine Notenhandschrift von Franz Liszt von 1857 sind 16.000 € fällig, für einen ausdrucksvoll hingehauenen Brief von Tschaikowski von 1891 erwartet der Händler 12.500 €.

Schier unübersehbar ist das Angebot außereuropäischer Objekte. São Roque (Lissabon) bietet vier chinesische Gemälde auf Papier, Szenen aus Kanton des späten 18. Jahrhunderts und von vorneherein für den europäischen Markt gemalt, mit un-chinesischer und nicht ganz sattelfester Zentralperspektive (90.000 €). Derlei ist noch heute bei alteingesessenen Familien in Portugal zu finden, versichert der Galerist. Die Galerie Kent aus London, wo es wunderschöne Iznik-Keramik und Vergleichbares aus Persien zu bewundern gibt, zeigt eine zwei Meter breite Panorama-Ansicht von Konstantinopel, die Cosimo Comidas 1790 anfertigte und als handkolorierte Radierung in Europa vertrieb.

Auffällig ist, dass Objekte aus Afrika und Ozeanien durchweg mit Provenienzen versehen sind; anders lässt sich heute auch nichts mehr handeln. Die lebensgroße Holzfigur der Urhobe aus dem heutigen Nigeria kann immerhin bis 1970 zurückverfolgt werden. Bei 750.000 €, die Didier Claes (Brüssel) in den Raum stellt, will ein Interessent schon genauer wissen, durch welche Hände das makellose Stück gegangen ist.

Dass der Exotik der Exotismus verschwistert ist, kann auf der Messe studiert werden. Ein Gemälde lasziv hingegossener Marokkanerinnen vom in Frankreich unverändert hochgeschätzten Jacques Majorelle aus den 1930ern kann man – bei Ary Jan (Paris) – heute nur mehr mit Kopfschütteln betrachten, wie auch die Porträtbüsten aus weißem Marmor und dunkler Bronze von Luigi Pagani aus dem Jahr 1871. Doch gerade die sind bereits als „verkauft“ gekennzeichnet, wie auch sonst die etwas außer Mode gekommenen roten Punkte auftauchen und Abschlüsse gleich am Vorbesichtigungstag signalisieren. Der Andrang des Sammlerpublikums ist hoch, und die allgemeine Inflation spielt für den Kunstmarkt allenfalls die Rolle eines Beschleunigers. Kunst bleibt eben Wertanlage. (Paris, Carrousel du Louvre, bis 13. November. www.fineartsparislabiennale.com)

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