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Regal der Edition Suhrkamp.

© dpa

Suhrkamp und Instagram: Was ihr schon immer von uns wissen wolltet

Vielen Dank für eure interessanten Fragen: Wie der Suhrkamp Verlag auf Instagram Werbung macht und mit seinen Lesern und Leserinnen kommuniziert.

Es gehört für Verlage inzwischen zum Standard, sich verstärkt in den sozialen Medien zu präsentieren. Um Werbung zu machen, um mit Literaturbloggerinnen oder Lesern zu kommunizieren. Das ist mal mehr, mal weniger originell.

In der Regel weniger, weil es natürlich stets um neue Bücher gehen soll, die dann zum Beispiel in Form von Stories auf Instagram in flauschigen Lifestyle-Ambientes (selbst die Milchkaffeetasse oder das Kerzchen daneben haben immer noch nicht ausgedient) oder ganz nüchtern und manchmal von jungen Menschen präsentiert werden.

Man merkt auf, wenn ein Verlag wie Suhrkamp es einmal anders macht. In einer Instagram-Story vor einem Regal mit lauter Bänden der Bibliothek Suhrkamp hat der Verlag kürzlich angeboten: „Was wolltest du schon immer von uns wissen?“

Überraschung: Suhrkamp arbeitet eng mit Buchhandlungen zusammen

Warum also nicht flott eine Frage stellen, sagen wir, eine nach der Druckauflage des neuen, im Februar erscheinenden Buches von Peter Handke, „Das zweite Schwert“?

Dass der Verlag die Antwort darauf schuldig bleiben wird, ahnt man anderntags sofort, als es zunächst heißt: „Vielen Dank für eure interessanten Fragen. Es waren so viele, dass wir eine Auswahl treffen mussten.“ Leider ist es dann so, dass die Fragen alles andere als interessant sind, sie eher den Eindruck machen, als habe die Social-Media-Abteilung von Suhrkamp sie sich selbst gestellt.

„Gibt es ein Gesamtverzeichnis der Bibliothek Suhrkamp?“, lautet beispielsweise eine Frage (gibt es nicht, aber alle lieferbaren Titel sind verlinkt); eine andere: „Was muss ich tun, damit ich alle Suhrkamp Bände erhalte?“. Antwort: „In die Buchhandlung deines Vertrauens gehen“. Schau an.

Und eine dritte: „Arbeitet ihr eng mit Buchhandlungen zusammen?“ Die Antwort darauf: „Natürlich: Wir haben ein gut aufgestelltes Vertriebssystem und stehen in ständigem Austausch mit kleinen und mittleren Buchhandlungen.“ Wer hätte das gedacht?

Überraschung: Die Suhrkamp-Mitarbeiter fühlen sich wohl im neuen Haus

Man könnte noch einige Beispiele bringen, ohne dass wirklich Wissenswertes dabei herumkäme. Vielleicht, dass es „eher unüblich“ sei, aus Theaterstücken auch Hörbücher zu produzieren, weshalb es von Bernhards „Heldenplatz“ kein Hörbuch gibt.

Oder, immerhin, dass das meistverkaufte Taschenbuch des vergangenen Jahres Elena Ferrantes „Meine geniale Freundin“ war. Die Zahl bleibt Suhrkamp natürlich schuldig.

Am schmalstrichigsten ist der Verlag bei der Frage, wie sich das Leben im neuen Haus gestalte, auf Fotos sehe das alles so super aus. Da heißt es, dass es „in echt“ noch viel schöner sei. So, so.

Das erinnert spontan daran, dass man sich bei Suhrkamp oft und gern bedeckt hält – so wie zuletzt bei der Nobelpreisverleihung an Peter Handke, als es von Verlagsseite zu dem ganzen Trouble um den Schriftsteller nullkommanull Auskunft gab.

Nach der Instagramfragestunde sind schlichte Buchcover vielleicht doch die bessere Wahl, gern mit Veröffentlichungstermin oder Meet-And-Greet-Angeboten.

Oder, am besten: nur Fotos von Edition- Suhrkamp- oder Bibliothek-Suhrkamp-Reihen. Die leuchten so herrlich gerade auch in den sozialen Medien. Da braucht es keine Werbung, keine Kommentare, keine „tollen“ Instagram-Stories. Das ist Suhrkamp gestern, heute und morgen.

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