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Susanne Daubner während der Tagesschau.

© Tsp Screenshot/ARD Mediathek

Susanne Daubner und die Folgen: Mehr lachen mit der „Tagesschau“?

In Deutschlands wichtigster Nachrichtensendung sollte immer der Ernst der Nachricht regieren. Es sei denn, es wird bewusst Anlass zur Heiterkeit gegeben.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Seit ihrem Start am 26. Dezember 1952 hat sich die „Tagesschau“ als meistgesehene Nachrichtensendung etabliert. An die zehn Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgen die Hauptausgabe um 20 Uhr, selbst die „heute“-Nachrichten im ZDF oder „RTL aktuell“ können ihr nicht das Wasser reichen. Die „Tagesschau“ ist der Nachrichten-Altar im deutschen Fernsehen.

Eine sehr ernste Sache

Und eine sehr ernste Sache. Die Nachrichten sind die Stars der Sendung. Sie sollen strahlen, nichts soll von ihrer Wirkung ablenken. Also sind Susanne Daubner und Judith Rakers, Constantin Schreiber und Jens Riewa angehalten, sie so neutral wie möglich zu präsentieren. Keine Mätzchen, kein persönliches Urteil, kein Lachen. 15 Minuten News-Konzentrat - und fertig.

Jede Abweichung von der Norm fällt auf, wie jetzt eben Susanne Daubner, eigentlich der Inbegriff für Zurückhaltung und Konzentration und dem Verschwinden hinter der Nachricht. Oder war es doch Absicht?

Dagmar Berghoff lachte sich halbtot, als sie 1988 aus einem WCT-Tennisturnier ein WC-Turnier machte..

© dpa / Stefan Hesse

Mit ihrem Lachflash kann Susanne Daubner jetzt mit Dagmar Berghoff konkurrieren, die 1988 aus einem „WCT-Turnier“ ein „WC-Turnier“ machte - und aus dem Lachen gar nicht mehr herauskam. Vielleicht die berühmteste der sehr wenigen auffälligen Pannen in der langen „Tagesschau“-Geschichte.

Lachen, heißt es, steckt an. Also haben nicht wenige mitgelacht, als Daubner lachen musste. Vielleicht ein kleiner Akt der Befreiung, eine Entlastung vom schweren Nachrichtenamt.

Also mehr Lachen in der „Tagesschau“? Nein, sollte nicht passieren. Eine Nachricht im Lachgewand bringt sich um ihre Seriosität, der Wahrheitsgehalt wird angekratzt. Der Eindruck, das Gesagte und Gezeigte sei nur ein Scherz gewesen, lappt rüber zu Fake News.

So klar in Deutschlands wichtigster Nachrichtensendung Nachricht und Meinung getrennt sein müssen, so klar müssen auch die Überbringerinnen und Überbringer der Nachrichten deren Ernst und Ernsthaftigkeit ausdrücken. Es darf keine zweite, keine unernste Ebene aufgemacht werden.

Wir gönnen Susanne Daubner und uns jedes Lachen, jede Heiterkeit und Fröhlichkeit, aber nicht in den 15 „Tagesschau“-Minuten. Es sei denn, die Verantwortlichen ändern das Konzept und reservieren ein kleines Stückchen vor dem Wetter einem Ereignis, das erheitern kann. Lachen mit der „Tagesschau“ wäre nicht die schlechteste Idee in diesen Zeiten, die so lustig nicht sind.

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