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Caren Miosga produziert ihre gleichnamige ARD-Talkshow in Berlin-Adlershof.

© dpa / Daniel Bockwoldt

Talks und Akzeptanz der ARD: Alle Lebenswirklichkeiten erreichen

77 Prozent der Ostdeutschen und 75 Prozent der Westdeutschen nutzen täglich ein ARD-Angebot.

Der vielerorts geäußerten Kritik an den Talkshows im Ersten will die ARD mit einer schärfere Profilierung der Sendungen begegnen. Die Intendantinnen und Intendanten des Senderverbunds haben sich bei ihrer Tagung in Frankfurt/Main auf ein neues Konzept bei den politischen Talks verständigt. Die Neuausrichtung für 2024 soll „die Themenvielfalt und Meinungspluralität stärken, unterschiedliche Lebenswirklichkeiten stärker abbilden und jüngere Menschen noch besser erreichen“.

Vielfalt und Ausgewogenheit

Zentral seien für das neue Konzept von „Caren Miosga“, „Maischberger“ und „hart aber fair“ Vielfalt und Ausgewogenheit nicht nur bei Themen und Gästen, sondern auch das Sichtbarmachen der gesellschaftlichen Unterschiede etwa von Stadt und Land, West und Ost, Alt und Jung, heißt es in einer Pressemitteilung.

Was heißt das für die einzelnen Talks? „Hart aber fair“ bleibt am Montag in der Moderation von Louis Klamroth und auf dem Sendeplatz um 21 Uhr. Zugleich soll sich der Talk ins Digitale weiterentwickeln. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl äußerte im Pressegespräch die Erwartung, dass „Haf 2.0“ im Digitalen, in der Mediathek ganz neue Zielgruppen für den politischen und gesellschaftlichen Diskurs gewinnen könne. Moderator, Redaktion und Produktionsfirma (sehr wahrscheinlich Florida TV von Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt) arbeiten laut Strobl an „verschiedenen Spielformen“.

Die Themenvielfalt und Meinungspluralität stärken, unterschiedliche Lebenswirklichkeiten stärker abbilden und jüngere Menschen noch besser erreichen

Konzept der ARD-Talks

„Anne Will“ wird ja zu „Caren Miosga“. Die dann ehemalige „Tagesthemen“-Moderatorin wird wie Will aus Berlin-Adlershof senden, wie die Vorgängerin mit eigener Produktionsfirma (MIO Media AG). Das Konzept bleibt bestehen: „das aktuell relevanteste Thema der Woche mit verantwortlichen Politikerinnen und Politikern sowie weiteren Gästen vertiefend zu diskutieren“.

Der Talk von und mit Sandra Maischberger läuft bislang an zwei Abenden in Woche, an ein Mehr wird gedacht. Die Mischung aus Information und Unterhaltung soll in den Modulen Einzelgespräch und Duell realisiert werden. „Bei der Einordnung des Tagesgeschehens hilft weiterhin das Panel mit journalistischer und künstlerischer Expertise“, heißt es in der Mitteilung.

Es gibt kaum einen Tag, an dem die ARD nicht mit Kritik überschüttet wird. Umso schöner, wenn dann eine „Akzeptanzstudie“ veröffentlicht werden kann, wonach „die ARD für die große Mehrheit der Menschen in Deutschland ein wichtiger Anbieter für verlässliche Berichterstattung in hoher Qualität“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. - Insgesamt erreicht die ARD mit ihren Angeboten 76 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren. Das entspricht 53 Millionen Menschen, die täglich mit mindestens einem ARD-Angebot erreicht werden. Im Osten sind es 77 Prozent, im Westen 75 Prözent, die täglich ARD-Angebote nutzen.

Im Detail: 80 Prozent der Menschen in Deutschland fühlen sich von der ARD über das Geschehen in der Welt auf dem Laufenden gehalten, 71 Prozent sind der Meinung, die ARD mache Kompliziertes gut verständlich. Ebenfalls 71 Prozent sagen, die ARD informiere gut darüber, was in ihrer jeweiligen Heimatregion geschieht. Waren es während der Corona-Pandemie noch 75 Prozent, die den Angeboten der ARD vertrauten, so sind es in der aktuellen „Akzeptanzstudie“ 69 Prozent.

Zufriedenheit mit der Demokratie sinkt

Im Rahmen der Studie wurden auch Fragen zum gesellschaftlichen Umfeld gestellt. Danach ist die Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland deutlich auf 54 Prozent gesunken. Das entspricht im Bundesdurchschnitt einem Minus von 18 Prozentpunkten. In Ost- und Westdeutschland gibt es dabei deutliche Unterschiede: Im Osten Deutschlands sind nur 33 Prozent mit der Demokratie zufrieden (-22 Prozentpunkte) im Westen beträgt die Zufriedenheit 58 Prozent (-17 Prozentpunkte).

Die ARD erreicht aber auch die Menschen, die mit der Demokratie nicht zufrieden sind: 71 Prozent dieser Menschen nutzen täglich die Angebote der ARD, die Reichweite des Medienverbunds mit aktueller politischer Information liegt hier bei 60 Prozent.

Um wirtschaftlich effizienter zu arbeiten und die journalistische Qualität zu stärken, werden in den neun Landesrundfunkanstalten sogenannte „Kompetenzzentren“ geschaffen: Nicht mehr alle machen alles, sondern einige machen für alle. Die Intendantinnen und Intendanten haben nun drei Federführungen vergeben: „Gesundheit“ NDR, „Verbraucher“ SWR und WDR, „Klima“ HR, MDR und SWR.

Die erste Vergaberunde zeigt, dass zunächst die Sender mit den „dicken Hintern“ bedacht werden, also mit der größten Finanzkraft. Aber die Frage muss schon erlaubt sein, warum der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) beim „Klima“ nicht zum Zuge gekommen ist? Allein das renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hätte diese Vergabe mehr als gerechtfertigt.

Die nächsten Kompetenzfelder, die verteilt werden, heißen Ernährung, Reisen und Künstliche Intelligenz. Diese ARD-spezifische „Reise nach Jerusalem“ wird erst dann beendet sein, wenn alle Sender ausgewogen beteiligt worden sind. Bleibt die spannende Frage: Was kann der RBB besser als alle anderen?

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