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Filmszene aus "Der Weg zurück"

© Universal Pictures

"The Road Back" bei Berlinale Classics: Im Westen was Neues

Die Berlinale Classics zeigen die rekonstruierte Fassung des Remarque-Films „The Road Back“ von 1937. Die Produktion des Filmes war allerdings keineswegs einfach.

Der Waffenstillstand ist geschlossen, doch nicht an allen Frontabschnitten ist das schon angekommen. Und so machen sich die Reste einer deutschen Kompanie auf, die Franzosen aus den Gräben zu vertreiben. „Die nächsten zwölf Minuten von ,The Road Back’ sind die grausamsten Kriegsszenen, die je in Hollywood gedreht wurden“, schrieb das Magazin „Life“ 1937 über den noch unfertigen Film. Sie waren sogar tödlich: Eine Papierbombe trieb dem Darsteller eines MG-Schützen einen Splitter in die Brust. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Das klingt nach einem Sequel von Lewis Milestones Verfilmung des Romans „Im Westen nichts Neues“ von 1930. Und das sollte es auch sein. Bereits im Jahr zuvor hatten die Universal Studios unter Carl Laemmle, hoffend auf einen zweiten Remarque-Hit, die Rechte für den noch nicht mal fertigen Roman „Der Weg zurück“ erworben. Remarque schildert darin die Rückkehr einer Gruppe von Soldaten in ihre Heimat, in der sie zu Fremden geworden sind. Sie werden von posttraumatischen Störungen gequält oder der Gewissheit, dass ihre Frauen ihnen untreu waren. Ohnehin ist der Frieden schon wieder gefährdet, die Reaktion gewinnt erneut die Oberhand.

Massenproteste verhinderten die Produktion

Der britische Regisseur James Whale, bekannter für Horrorfilme wie „Frankenstein“, sollte das selbst zu spüren bekommen. Noch die im Rahmen der Berlinale Classics gezeigte Rekonstruktion seines Films zeugt davon – ist doch auch sie nur eine aus offenbar politisch-kommerziellen Gründen verstümmelte Version des Originals. „All Quiet on the Western Front“ hatte in Deutschland erst nach der Premiere Probleme bekommen. Der Film wurde nach Massenprotesten verboten, die von Goebbels inszeniert waren, kehrte stark zensiert zurück und verschwand mit Hitlers Machtantritt ganz. „The Road Back“ wollte Berlin bereits während der Produktion verhindern.

Das Projekt war liegen geblieben, kam erst 1936 wieder auf den Produktionsplan des nun finanziell angeschlagenen Studios. Dessen neuer Chef Charles R. Rogers hatte nicht erwartet, damit in Deutschland Kasse zu machen. Doch auch den Widerstand von dort hatte er nicht einkalkuliert. Erst warnte der deutsche Konsul in Los Angeles, Georg Gyssling, den Verband der US-Filmgesellschaften vor den für sie zu erwartenden wirtschaftlichen Folgen des Films, der „ein unwahres und verzerrtes Bild des deutschen Volkes“ zeige, dann drohte er den Schauspielern mit einem Verbot künftiger Arbeit in Deutschland. Damit konnte er niemanden beeindrucken.

Keineswegs ein "Director's Cut"

Whale hatte ohnehin andere Probleme: endloser Regen, ein ewig betrunkener Kameramann, der Hauptdarsteller eine Fehlbesetzung, ein Toter auf dem Set. Erst mit 19 Tagen Verzug und 200 000 $ über dem Budget konnte er die Dreharbeiten beenden. Am Schnitt war er nur teilweise beteiligt, mit dem Ergebnis aber zufrieden.

Aber das war nicht der Film, wie er im Spätsommer 1937 erst in New York, dann in Los Angeles Premiere hatte. Rogers hatte ihn kürzen und neues Material drehen lassen – und damit Whales Intentionen erheblich verfälscht. Liebesszenen wurden eingebaut, die antimilitaristische Tendenz so verwässert, die Warnung vor deutscher durch eine vor Aufrüstung allgemein ersetzt. Im Deutschland wurde der Film trotzdem verboten.

1939 – der nächste Krieg stand vor der Tür – drehte man sogar noch weitere Szenen, nun gegen Hitler gerichtet. Nur diese Version war jahrzehntelang zu sehen, und erst jetzt konnte in den USA zumindest die verwässerte von 1937 rekonstruiert werden. Ein „Director’s Cut“ ist es keineswegs.

20.2., 12 Uhr (Zeughauskino)

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