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Sebastián(e) als Frida Kahlo

© Giovanna Pezzo

„The Whisper of the Jaguar“ im Kino: Ein Film wie ein Trip

Magisches Froschgift, Rauchrituale und Gruppensex: Im queeren Roadmovie „The Whisper of the Jaguar“ lädt der Amazonas zur Selbstfindung ein.

Ein Ufo ist am Rande des Amazonas gelandet. Nachts blinkt es bunt, doch die Einheimischen schenken der Installation keine Beachtung. Sie sind auf ihrem eigenen Trip: Schamaninnen, Esoteriker, Indigene, Hippies, die mit allerlei Substanzen experimentieren. Die punkige Ana (Thais Guisasola) hat aus der Stadt die Überreste der/des genderfluiden Sebastián(e) mitgebracht – ihrem Bruder beziehungsweise ihrer Schwester. Sie will die Asche an seinem/ihrem letzten Wohnort verstreuen.

Bei einer Protest-Performance in einem Feld mit genmanipuliertem Mais hatte Sebastián(e) sich Maiskolben in den Hintern gesteckt, plötzlich fielen Schüsse. Nun macht sich Ana auf die Spurensuche, bei der sie sich von einer Frau mit magischem Froschgift behandeln lässt und Sex mit drei jungen Frauen hat, die sie in ein traditionelles Rauchritual einbeziehen.

Die Bilder wirken wie Erinnerungsfragmente

Das Roadmovie „The Whisper of the Jaguar“ fügt Anas Erlebnisse collagenhaft mit Szenen von Sebastián(e) zusammen. Mal im Minirock auf einer Straße tanzend, oben ohne vor einer Baumwurzel posierend oder als Frida Kahlo: Die frontal gefilmten Auftritte ergeben eine emblematische Repräsentanz von Queerness. Diese (stummen) Bilder wirken wie Erinnerungsfragmente, aber auch wie Inszenierungen. Was nicht verwundert, die Arbeiten von Simon(e) Jaikiriuma Paetau, der/die Sebastián(e) spielt, sind zwischen Film und Performance angesiedelt.

Bei „The Whisper of the Jaguar“ führte sie/er mit der Performerin Thais Guisasola Regie, auch das Skript schrieben sie gemeinsam. Gedreht in ruhigen, farbenfrohen Bildern, entfaltet der Film einen triphaften Flow, in den Nachrichten und den Kommentaren einer Heilerin klingt aber auch die politische Realität Brasiliens an. Der Amazonas wird nicht als mystischer Dschungel inszeniert, wie es Werner Herzog so meisterhaft versteht, sondern als grandiose Landschaft, in der ein Mensch sich neu finden kann. Ana hilft dabei der halluzinogene Pflanzentrunk Ayahuasca. Auf ihrer Reise trifft sie Sebastián(e) für einen kreiselnden Glücksmoment wieder – bevor sie kotzend zurück in die Wirklichkeit kommt.

Im Kino Wolf

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