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E-Book oder Buch, das ist hier die Frage.

© picture alliance/dpa/Axel Heimken

Über die Formschwäche des E-Books: Die Zeit und das alte Gespenst

Alle hatten Angst vor der Digitalisierung der Buchbranche. Doch die Verkaufszahlen von E-Books stagnieren und der Umsatz fällt.

Wer vor ein paar Jahren regelmäßig die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt besucht hat, dürfte sich noch gut daran erinnern, wie dort ein Gespenst umging. Die Geschäfte liefen zwar gut, aber alle hatten Angst. Nämlich: vor der Digitalisierung der Buchbranche. Genauer: vor dem E-Book, das, na klar, anders als die gedruckten Bücher an keinem Verlagsstand auslag.

In diesen Tagen, kurz vor der Leipziger Buchmesse Mitte März, ist das Gespenst nicht mal mehr ein Gespenstchen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels meldet unter der kryptischen Überschrift „Absatz von E-Books steigt, Umsatz geht zurück“ die E-Book-Zahlen für das Jahr 2017, die das Baden-Badener Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment ermittelt hat.

2017 wurden mit 29 Millionen Exemplaren zwar eine Million E-Books mehr verkauft als im Jahr zuvor. Das aber vor allem von Leuten, die sowieso stets E-Books gekauft haben und inzwischen auf der Suche nach den preisgünstigsten Titeln sind. Deshalb liegt nun der Durchschnittspreis bei schlanken 6 Euro 38 für ein E-Book. Diese Schnäppchenjagd der treuen E-Book-Kundschaft wirkt sich wiederum mit minus 1,4 Prozent negativ auf den Umsatz aus. Zumal immer weniger Menschen E-Books kaufen: Statt 3, 8 Millionen im Jahr 2016 waren es 2017 nur noch 3, 5 Millionen.

Seriengucken nimmt ganz schön viel Zeit in Anspruch

Ein bisschen seltsam wirkt angesichts solch’ müder Zahlen und des weiterhin geringen E-Book-Anteils am Publikumsmarkt (knapp fünf Prozent) der wie gewohnt gestelzte Kommentar von Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller dazu: „Das E-Book gewinnt bei seinen Nutzern weiter an Bedeutung. Sie intensivieren ihre Käufe und Ausgaben weiter.“ Läuft doch, will er sagen, um dann trotzdem den Bedenkenträger zu geben: „Allerdings macht der Wettbewerb um Zeit und Aufmerksamkeit der Menschen auch vor dieser Editionsform nicht halt.“

Tja, womit wir bei dem neuen, womöglich viel gefährlicheren Gespenst sind: der Zeit, die immer knapper wird, die niemand mehr zum Lesen hat. Weil, zum Beispiel, alle lieber diese ach so vermeintlich toll erzählten Serien schauen statt Bücher lesen (sind mindestens so gut wie viele Romane, hieß es eine Zeit lang aus der Reihe der Literaturkritik, die mit aller Macht hip und fortschrittlich sein wollte). Das Problem ist nur: Die Serienguckerei nimmt auch ganz schön viel Zeit in Anspruch.

Wohin das alles führt? Vielleicht in die Natur. Vögel, Bäume oder Wiesen können auch eine Menge erzählen, zu schweigen von den vielen kontemplativen Momenten, die sie bescheren. Der Erfolg von Büchern, genau: Büchern wie „Das geheime Leben der Bäume“, „Das geheime Netzwerk der Natur“ oder „Die Geschichte der Bienen“ spricht da für sich. Man muss diese Bücher bloß lesen.

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