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Kultur: Versöhnendes Licht

Das ist der Motor des Schaffens von Isang Yun: Versöhnung von Gegensätzen in sich ergänzender Bewegung.Europäische und asiatische Klang- und Gedankenwelt, Yin und Yang, Himmel und Erde, Hell und Dunkel als Tonhöhen- und Farbkontraste - die Polaritäten ließen sich unendlich fortsetzen.

Das ist der Motor des Schaffens von Isang Yun: Versöhnung von Gegensätzen in sich ergänzender Bewegung.Europäische und asiatische Klang- und Gedankenwelt, Yin und Yang, Himmel und Erde, Hell und Dunkel als Tonhöhen- und Farbkontraste - die Polaritäten ließen sich unendlich fortsetzen.Sie alle sind Facetten innerhalb der Yun`schen "Haupttontechnik" - der Konzentration auf den in unendliche Farben aufgesplitterten Einzelton - , die der Meister selbst mit den Spuren des Pinselstrichs verglich.

Teilungen beschäftigten Yun auch auf anderer Ebene.Die Einheit seiner koreanischen Heimat war ihm Herzensanliegen.Die jungen Musiker des 1984 in Pjöngjang gegründeten Isang-Yun-Musik-Instituts spielten im Haus der Kulturen der Welt mit einer Hingabe, als könnten sie dieses Ziel durch die Musik erreichen.Alle Fragen nach Authentizität, nach zwiespältiger "Aushängeschild"-Funktion für den nordkoreanischen Staat oder nach fragwürdigem Leistungsdrill erübrigten sich bei diesem Spiel, das ebenso ein hochdifferenziertes Komponistenportrait zeichnete wie das Ringen um Menschlichkeit in dieser Musik klar zum Ausdruck brachte.

"Teile dich, Nacht" für Sopran und Kammerensemble vereinigt alle diese Gegensätze exemplarisch; Licht, das durch einen Spalt des Dunkels fällt, strahlt ebenso aus den Worte der dem Holocaust entkommenen jüdischen Dichterin Nelly Sachs wie aus der Musik.Der jugendlich biegsamen Stimme von Ri Hyang-Suk steht die ganze Ausdruckspalette von angstvollem Schauer über äußerste Erregung bis zu zartem Verdämmern zu Gebote, eindrucksvoll unterstützt von mahnenden Hornrufen, dumpfen Gongschlägen, grelle Glanzlichter setzenden Holzbläsern, paradiesischen Klavier-Arpeggien.Womöglich noch berührender das Streichquartett Nr.5 (1990), den europäisch-diskursiven Anspruch der Gattung erfüllend und gleichzeitig voller "asiatischer" Anklänge: in hauchzarten, chromatisch gleitenden Tremolo-Ketten, wimmernden Stimmen gleich, zwitschernden Glissandi, rhythmisch flexible Vorschläge.Yin und Yang zeigen sich im Kontrast der hellen und dunklen Streicher, der sich im Rollentausch auch aufheben kann.Stärker als das etwas eckige Bläsertrio von 1992 ist die "Pièce concertante" für Kammerensemble vom unablässig fluktuierenden Klangstrom getragen - ebenfalls mit feinster Tongebung und filigraner Zeichnung dargeboten.Licht ins Dunkel, ins koreanische, ins europäische, bringen diese Musiker.

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