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Kultur: Viel Publikum und viel Polemik - von Anfang an erregte die Ausstellung die Gemüter

Wenig Publikum, kaum öffentliches Interesse. So bescheiden fing es an, als im März 1995 in Hamburg das dortige Institut für Sozialforschung erstmals die Ausstellung "Vernichtungskrieg.

Wenig Publikum, kaum öffentliches Interesse. So bescheiden fing es an, als im März 1995 in Hamburg das dortige Institut für Sozialforschung erstmals die Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-44" zeigte. Mittlerweile ist sie in rund 40 Städten gewesen, sie ist bis 2003 ausgebucht. Knapp 900 000 Menschen haben sie gesehen. Am 2. Dezember wird die Ausstellung in New York eröffnet, der zweiten Auslandsstation nach österreich.

Die Ausstellungsmacher betonten immer, dass sie kein pauschales Urteil über eine ganze Generation fällen wollen. Es sollte aber deutlich werden, dass die Wehrmacht nicht in eine "Tragödie" verstrickt, sondern massiv an den Verbrechen der Wehrmacht beteiligt war. Richtig bekannt wurde die Ausstellung erst durch die heftigen Angriffe gegen die Macher aus dem rechten Spektrum.

Vor allem seit der Münchner Ausstellung im März 1997 wurde lautstark gestritten. Wochenlang polemisierte die CSU gegen die Ausstellung. Die Polemik gipfelte in der Aussage des ehemaligen Münchner CSU-Vorsitzender Gauweiler, der dem Mäzen der Ausstellung, Reemtsma, empfahl, er solle lieber eine Ausstellung über die Toten und Verletzten machen, die der von ihm verkaufte Tabak angerichtet habe. Es kam zu massiven Demonstrationen. Die Polizei musste 4500 Neonazis von 8000 Gegendemonstranten trennen. Der Bundestag debattierte am 13. März und am 24. April 1997 über die Ausstellung. Obwohl die Debatte als besonders würdevoll und ernsthaft gepriesen wurde, kam es zu keiner gemeinsamen Entschließung.

Bis heute kommt es immer wieder zu rechten Anfeindungen. Dies ist nach Meinung der seriösen Kritiker der Ausstellung auch ihr Problem. "Es besteht immer die Gefahr, Beifall von der falschen Seite zu erhalten. Wer gegen die Ausstellung war, wurde ja von den Rechten einverleibt", sagte beispielsweise der Potsdamer Historiker Rolf-Dieter Müller dem "Spiegel". Im Januar 1998 konnte nur ein Großaufgebot der Polizei bei der Kundgebung der rechtsextremen NPD und einer Gegendemonstration weitere Krawalle verhindern. In Saarbrücken wurde im März 1999 ein Sprengstoffattentat auf die Ausstellung verübt. In Sarbrücken hatte die örtliche CDU vor dem Anschlag den Ausstellungsmachern vorgeworfen, sie diffamiere "unsere Väter" als "Verbrecher und Mörder".

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