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Kultur: Viel Spaß mit Maß

ARCHITEKTUR

Wie sieht ein Altenwohnheim aus, wie eine Universität, wie ein Bürobau? Diese Antwort war bei Otto Steidle nicht zu bekommen. Der kürzlich verstorbene Architekt sprach lieber davon, was er alles nicht sein wolle: vorbestimmt, dogmatisch, konform. Statt dessen ging er die Dinge mit einer ungeheuren Leichtigkeit an. Seine Universität in Ulm zum Beispiel ruft mannigfache Assoziationen wach, die mit Freizeit zu tun haben - kalifornische Strandarchitektur, Gartenhausidylle, das Dampfermotiv mit Reling, Bullaugen und veritablen Kommandobrücken (in denen ganz normale Institutsräume Platz finden). Die Bautechnik oszilliert zwischen High-Tech und Laube. Rohe Holztafelkonstruktionen korsettiert mit Stahlbauelementen, Leimholzträger kombiniert mit Doppel-T-Trägern – erlaubt ist, was funktioniert. Die Nonchalance gehörte zu seinem Individualstil.

Sein typischer Gartenlaubenlook seit den frühen Siebzigerjahren, seine fröhlichen Farborgien und die fast kunstgewerblich anmutenden Majolikafassaden der jüngeren Zeit, seine strukturalistischen städtebaulichen Entwürfe – all dies ist nun in einer prächtigen Ausstellung der Galerie Aedes West zu besichtigen (Stadtbahnbogen 600, Savignyplatz, bis 25. April), die zu 80 Prozent aus Steidles Werkschau im Architekturmuseum München besteht. Die Tische voller Modelle verbreiten Werkstattatmosphäre, die dicht an dicht in Petersburger Hängung die Wände bedeckenden Fotos, Pläne und Bilder sowie die Videos demonstrieren die unbändige Schaffenskraft und Kreativität des Architekten. Eine überzeugende Vorstellung!

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