zum Hauptinhalt

Kultur: Vierschanzentournee: Formel 1 des Winters

Adam Malysz und Martin Schmitt fliegen für Millionen. Wollten 2000 noch 8,1 Millionen Menschen das Neujahrsspringen bei RTL verfolgen, stieg im Jahr darauf die Marke bereits auf 9,9 Millionen.

Adam Malysz und Martin Schmitt fliegen für Millionen. Wollten 2000 noch 8,1 Millionen Menschen das Neujahrsspringen bei RTL verfolgen, stieg im Jahr darauf die Marke bereits auf 9,9 Millionen. Und bei der anstehenden Vierschanzentournee will der Privatsender die Zehn-Millionen-Grenze knacken. Wenn RTL-Informationsdirektor Hans Mahr davon spricht, "das Skispringen zur Formel 1 des Winters zu entwickeln", dann meint er es sehr, sehr ernst. Allzweck-Moderator Günther Jauch steht Dieter Thoma als Experte zur Seite.

Um das Sportereignis in einen Event zu verwandeln und auf das Duell Malysz/Schmitt zu fokussieren, wird unglaublicher Produktionsaufwand getrieben. Rund 30 Kameras verfolgen jeden Wettbewerb, darunter "Flycam" (Seilkamera diagonal über den Auslauf), "Jumpcam" (Mini-Kamera am Vorspringer), "Cam-Cat" (begleitet Springer vom Anlauf bis zur Landung), Kamerakräne, "Chip"-Kameras in der Anlaufspur, "News-Helikopter" (Überflüge Schanzenanlage). Als besonderer Leckerbissen wird "Best View 3D" angepriesen. Das neuartige Analysesystem soll eine 360-Grad-Perspektive um den Springer im virtuellen Raum anbieten.

RTL investiert sehr viel Geld in die perfekte Show-Übertragung, noch mehr Geld hat der Sender in die Fernsehrechte investiert. RTL zahlte in diesem Herbst 140 Millionen Mark für sämtliche Wintersport-Veranstaltungen des Deutschen Skiverbandes (DSV) bis 2007. Der aktuelle Vertrag läuft seit 2000 und kostete rund 49 Millionen Mark. Weitere, kostspielige Vereinbarungen umfassen die Vierschanzentournee, den Weltcup und die Weltmeisterschaften. RTL heißt Skispringen, und Skispringen heißt RTL.

Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen erhalten vom DSV jeweils 1,8 Millionen Mark aus den Fernsehgeldern. Das allein deckt bereits die Kosten für die gesamte Vierschanzentournee. Sie belaufen sich in diesem Jahr auf insgesamt 2,8 Millionen Mark.

Die deutsch-österreichische Vierschanzentournee und das Fernsehen sind seit 1956 miteinander verbunden. Damals zeigte der Bayerische Rundfunk in der ARD das Neujahrs-Springen und trug damit wesentlich zur Popularität der Tournee bei. Von 1960 an wurden auch die anderen Stationen ins Programm aufgenommen, die ARD wechselte sich mit dem ZDF ab.

Bis zu 25 Fernsehsender übertragen das Ereignis in die ganze Welt. Mit der Qualifikation zum Neujahrs-Springen 2000 am 31. Dezember 1999 endete die Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten - das RTL-Zeitalter begann.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false