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Kristen Stewart Berlinale Jury-Präsidentin

© Berlinale

Vom It-Girl zum Filmnerd: Schauspielerin Kristen Stewart ist ein Glücksfall für die Berlinale

Jury-Präsidentin Kristen Stewart ist vieles, aber nicht vorhersehbar. Warum Hollywood mit ihr fremdelt und Europa sie liebt.

Von Andreas Busche

Kristen Stewart ist ihre größte Kritikerin. Vor anderthalb Jahren gestand sie der „Sunday Times“, dass sie nur fünf ihrer bisherigen Filme für gelungen halte. Solche Sachen sagen sich in einem Interview leicht dahin, wenn man schon einmal zu den bestverdienenden Schauspielerinnen in Hollywood gehörte und trotzdem noch eine ganze Karriere vor sich hat.

Aber die 32-Jährige neigt eher nicht zu leichtfertigen Aussagen, im Gegenteil macht sich Stewart über ihren Beruf mehr Gedanken als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. Ein Blick auf ihr Werk der vergangenen zehn Jahre bestätigt diesen Eindruck. Nicht ganz zufällig ist das auch die Phase, in der Stewart selbst ihre fünf besten Film verortet.

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Die in Los Angeles geborene Kristen Stewart ist ein Glücksfall für das amerikanische Kino – und für die Berlinale, deren Jury sie in diesem Jahr vorsitzt. Die Präsidentschaft ist ein Traumjob für einen selbsterklärten „Filmnerd“, der das Filmemachen einmal mit „Alchemie“ verglichen hat. Stewart hat bereits zwei Kurzfilme in ihrem Portfolio und steckt gerade in den Vorbereitungen für ihr Spielfilmdebüt „The Chronology of Water“.

Aus dem einstigen It-Girl des amerikanischen Indiekinos, das mit der Vampir-Romanze „Twilight“ zu einem Pop-Phänomen avancierte – von Teenagern innig geliebt, aber als Schauspielerin lange auch unterschätzt –, ist eine Schauspielerin geworden, die das Kino als Kunstform ernst nimmt. Der französische Regisseur Olivier Assayas, dem sie zwei ihrer besten Auftritte in „Die Wolken von Sils Maria“ (an der Seite von Juliette Binoche) und in dem Geisterfiilm „Personal Shopper“ verdankt, hat über Stewart einmal gesagt, sie sei „zu klug für das amerikanische Kino“.

Jodie Foster, ihre Mentorin und Filmmutter der damals Zwölfjährigen in David Finchers „Panic Room“, wurde noch grundsätzlicher: Kristen Stewart sei schlicht zu intelligent für eine Schauspielerin. Diese Einschätzung ist allerdings auch eine Frage der Perspektive: nämlich von welcher Seite des Atlantiks man auf ihr bisheriges Werk blickt. Es gibt zum Beispiel gewisse Parallelen zwischen Kristen Stewart und Jean Seberg, die sie vor vier Jahren in „Against all Enemies“ gespielt hat. Seberg ging mit 23 Jahren als Star nach Frankreich, um in Godards „Außer Atem“ zur Ikone zu werden.

Auch Stewart musste irgendwann Amerika, den Ruhm, die Paparazzi und die Gewissheiten einer Filmbranche hinter sich lassen; da war sie nur ein Jahr älter als Seberg. Das französische Kino kommt mit idiosynkratischen Stars, die Glamour und unberechenbaren Eigensinn verbinden, besser klar als die Traumfabrik, die eher das Konfektionierte schätzt. Die Franzosen lieben Kristen Stewart sogar so sehr, dass sie ihr 2015 den César, den französischen Oscar, für ihre Rolle in „Personal Shopper“ verliehen. Als erster Amerikanerin überhaupt.

Herausragend war sie als Lady Diana

Das Hollywood mit Kristen Stewart immer noch fremdelt, lässt sich vielleicht auch daran ablesen, dass ihr die Academy im vergangenen Jahr den Oscar für ihren Auftritt als Lady Diana in Pablo Larraíns ebenfalls geisterhaftem Biopic „Spencer“ verwehrte.

Ihre Interpretation der „Königin der Herzen“, die ebenfalls schon in jungen Jahren dem gnadenlosen Blick der Öffentlichkeit ausgesetzt war, hat viel mit Stewart selbst zu tun, die sich ihre Rolle auf gespenstische Weise einverleibt, wenn sie im Chanel-Kostüm über den Acker stelzt und beim Dinner ihre Perlenkette in der Suppe herunterwürgt. Auf Etikette legt Kristen Stewart wenig wert, sie hat verstanden, dass Regeln auch dazu da sind, um sie zu brechen.

Und das ist auch eine gute Nachricht für die Berlinale, die bei der Preisvergabe immer mal für eine Überraschung gut war. Vorhersehbar wird es mit Kristen Stewart dieses Jahr garantiert nicht, weder modisch auf dem roten Teppich noch in den Jury-Sitzungen hinter verschlossenen Türen. Wir dürfen uns schon mal auf den 25. Februar freuen.

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