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SPIEL Sachen: Vorhänge und Urnengänge

Christine Wahl sieht überall Obama – sogar auf den Berliner Bühnen

Natürlich gibt es dieser Tage kaum ein relevanteres Gesprächsthema als die US-Präsidentschaftswahl. Mal erfreulich gedankenscharf, mal schlicht glückseligkeitstaumelnd, aber stets nach dem schönen „Bild“-Tenor „Yes, we can Freunde sein“ feiert die Weltöffentlichkeit zu Recht und selten einhellig Barack Obama, durch sämtliche Medien, Arbeitszimmer und Stammtische. Da will sich natürlich auch das Theater – zumal das englischsprachige English Theatre F40 in Kreuzberg (Fidicinstraße 40) – nicht lumpen lassen und weist in einem neuen Stück auf die Schwierigkeiten von Obamas Job hin, indem es sich mit dem Irakkrieg, dem Erbe George W. Bushs, auseinandersetzt.

Unter dem Motto American Tet – A Family at War (Freitag, Samstag und 11.–15. 11., 20 Uhr) beleuchtet die Autorin Lydia Stryk eine militärische Familiengeschichte. Der Vater ist Vietnam-Veteran, der Sohn Militärpolizist im Irak und die Mutter Elaine eine Art Mentaltrainerin, die frisch gebackene Soldatengattinnen mit Overhead-Projektionen und dem Brustton patriotischer Überzeugung auf ihre „Die-Frau-an-seiner-Seite“-Rolle einschwört. Als Elaine eine Vietnamesin kennenlernt, bricht das simple Weltbild zusammen. Dann kehrt auch noch ihr Sohn mit einem Trauma und seine Freundin mit einer Kriegsverletzung heim.

Obwohl andere Berliner Bühnen eher auf erprobte amerikanische Dramatik à la Arthur Miller setzen – in den Kammerspielen des Deutschen Theaters läuft zum Beispiel Hexenjagd in der Regie von Thomas Schulte-Michels (14. 11., 20 Uhr) –, darf man wohl davon ausgehen, dass ein brandaktuelles Stück zur US-amerikanischen Präsidentschaftswahl nicht lange auf sich warten lassen wird. Das Theater an der Parkaue zum Beispiel will sich – wenn auch unter Rückgriff auf Franz Kafkas gleichnamiges Romanfragment – in absehbarer Zeit mit Amerika auseinandersetzen. Premiere ist am 16. Januar. Das generationsübergreifende Großprojekt mit 60 Beteiligten wird, so viel steht bereits heute fest, die gestrige taz-Schlagzeile „Wir sind Obama“ wörtlich nehmen und nach der Übertragbarkeit von Franz Kafkas „Amerika“ auf andere – zum Beispiel hiesige – Verhältnisse fragen. Da dürften die aktuellen Wahlereignisse ja wohl kaum fehlen. Und, werden wir hingehen? Yes, we will!

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