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Ein E-Book.

© dpa

Wachstum des digitalen Buchmarktes: Schöne neue Bücherwelt

Das reibungslose Hin- und Herschalten zwischen analoger und digitaler Buchwelt ist noch nicht alltäglich geworden. Aber die Koexistenz funktioniert - zumindest noch für eine Weile.

Vergangene Woche verschickte der Hanser Verlag eine Mail, in der er die Titel seiner Hanser Box für den Monat Dezember ankündigte: fünf Stück, thematisch vielfältig, von namhaften Autoren und Autorinnen wie Barbara Beuys oder Jochen Missfeldt, „zwei prägnante Essays, eine unerhörte Begebenheit, ein modernes Märchen und bisher unerschlossene Gedichte von Emily Dickinson“. Ah, dachte man beim Studieren der Mail, die Hanser Box, genau, das schnelle Digitalformat des renommierten Münchener Verlags, das Anfang Oktober mit viel feuilletonistischer Begleitmusik gestartet wurde, natürlich, da kommt jetzt ja in dieser Box jeden Mittwoch ein E-Book heraus, das es auch nur als E-Book gibt! Aber welche Bücher waren das noch mal im November?

Asche auf unser Haupt, aber auch symptomatisch: Das Rezensionswesen ist weitestgehend noch immer ein analoges, auf das gedruckte Buch bezogenes. Das reibungslose Hin- und Herschalten zwischen analoger und digitaler Buchwelt ist noch nicht alltäglich geworden (die von den traditionellen Verlagen veröffentlichten E-Books only allerdings auch nicht!), reine E-Book-Verlage wie Das Beben oder Minimore hin oder her. Zumal das mit dem kleinen Format wie zum Beispiel den Hanser-Box-Büchern zusätzliche Probleme aufwirft: einen Essay besprechen? Gibt es in Zeitungen doch auch. Eine einzige Kurzgeschichte? Tatsächlich fehlt im digitalen Buchgeschäft oft die kompetente Vermittlung, da müssen der Name des Autors, der Autorin, das Thema sowie der Preis die entscheidenden Reize setzen. Nur mal so als Beispiel aus der analogen Buchwelt: Auch nicht jeder Grass- oder Walser-Roman ist ein Meisterwerk, und selbst Donna Leon schreibt bessere und schlechtere Brunetti-Romane.

Wie verschenkt man eigentlich ein E-Book?

Nun, da sich Weihnachten wirklich geschwind nähert, passen analoge Stotterer wie oben skizzierte ins jahreszeitliche Bild: Wie verschenkt man eigentlich ein E-Book? Das geht schon, es gibt Gutscheine, die sich einpacken lassen und auf denen Buchtitel und Download-Zugangsdaten draufstehen. Aber im für den Buchmarkt und die Verlage so wichtigen Weihnachtsgeschäft spielen diese Gutscheine keine entscheidende Rolle: Das gedruckte Buch gehört wie eh und je zu einem der beliebtesten Geschenke, die unter dem Baum landen. Das Weihnachtsgeschäft, das hat jetzt der Einzelhandelsverband HDE verlautbart, läuft jedenfalls gut an. Selbst wenn noch nicht abzusehen ist, ob sich die im Vergleich zum Vorjahr bislang gesunkenen Jahresumsätze des Buchhandels ausgleichen lassen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Erhebung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und des Marktforschungsinstituts GfK, nach der der Umsatzanteil der E-Books auf dem Gesamtbuchmarkt (allerdings ohne Schul- und Fachbücher) nach drei Quartalen bei wenig sensationellen 4,8 Prozent liegt. Das ist zwar mehr als 2013, da waren es 3,9 Prozent, die E-Book-Umsätze nehmen also weiter zu, doch hat sich das Wachstum abgeflacht. Die prognostizierten 10 bis 15 Prozent scheinen noch in einiger Entfernung zu sein. In den USA, wo der E-Book-Anteil am Gesamtbuchmarkt schon bei 15 bis 20 Prozent liegt, wird Ähnliches beobachtet, hier gibt es ebenfalls eine Abflachung der Wachstumsraten.

Gedruckte und elektronische Bücher werden noch eine Zeit lang koexistieren

Verantwortlich dafür wird der wachsende Absatz von Tablets gemacht, der zu Ungunsten der reinen elektronischen Lesegeräte wie etwa dem Kindle geht. Angeblich stören die vielen anderen Angebote (Filme, Musik, Spiele etc.) in den Online-Shops der Tablets die Konzentration der Käufer – zu viel Zerstreuung lenkt eben nicht nur vom Lesen, sondern auch vom bloßen Bücherkaufen ab. Ob das wirklich der Grund ist? Kommt nicht jedes Wachstum mal an ein Ende? Vermutlich wird es noch für ziemlich lange Zeit eine schöne, vernünftige Koexistenz von gedruckten und elektronischen Büchern geben.

Analog ist oft doch besser – und wirklich schlechter nur, wenn es in den Urlaub geht und die Schlepperei nervt. Und natürlich auch, wenn man zu Hause nicht mehr weiß, wohin mit den Büchern, die man sowieso nur einmal und schnell liest, die Kings, Fitzeks, Nesbøs …

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