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Was machen wir heute?: Campregeln folgen

Das Dschungelcamp brauche ich nicht, um über gruppendynamische Prozesse zu staunen. Ich bin langjährige Bewohnerin eines Großraumbüros, da lernt man einiges.

Das Dschungelcamp brauche ich nicht, um über gruppendynamische Prozesse zu staunen. Ich bin langjährige Bewohnerin eines Großraumbüros, da lernt man einiges. Außerdem bin ich aus früheren Jahren WG-erprobt; in den Küchen kam damals hin und wieder der Ekelfaktor nicht zu kurz. Dort gab es zwar keine Spinnen, Würmer oder sonstiges Getier, ein paar angeschimmelte Essensreste taten es gleichermaßen.

Vielleicht liegt es an solchen Erfahrungen, dass mein Mann und ich uns in den Ferien nicht gerade für gruppenkompatibel halten. Nur im Skiurlaub machen wir seit einigen Jahren eine Ausnahme und fahren mit Freunden für eine Woche ins Pistencamp – sechs Erwachsene mit vier Jugendlichen im besten Teenie-Alter. Wir Erwachsenen brauchen keine großen Absprachen, in weniger als fünf Minuten ist alles Organisatorische geklärt. Wie oft jeder kochen muss, ist eine einfache Frage der Arithmetik: sechs Tage, sechs Erwachsene. Das läuft reibungslos, Fernsehquote würden wir so nicht machen. Dafür ist es sehr erholsam. Irgendwie wollen wir auch unsere Tochter Charlotte und ihre Freunde beteiligen. Da wir Eltern uns weiter entspannen möchten, beschränken wir uns auf vermeintlich einfache Challenges: pünktlich beim Frühstück sitzen und rechtzeitig zur Abfahrt des letzten Skibusses da sein sowie nach dem Essen Tisch ab-, Spülmaschine ein- und Küche aufräumen.

Beim ersten Punkt hätten unsere vier nach Dschungelcampregeln nicht besonders viele Sterne ergattert. Das rechtzeitige Aufstehen ist nur nach steter liebevoll-nerviger Intervention der Eltern zu schaffen. Beim Abräumdienst setzen unsere vier nicht auf das Motto „Viele Hände, schnelles Ende“, sondern teilen es tageweise auf. Das klappt einigermaßen. Steigerung ist möglich. Dafür können jetzt alle ein Jahr lang üben: das frühe Aufstehen in der Schulzeit sowieso, und auch zu Hause wartet eine Spülmaschine darauf, gefüllt zu werden. Sigrid Kneist

Wer seine Eltern im nächsten Skiurlaub etwa mit alpenländischen Spezialitäten erfreuen möchte, findet Kurse bei den Volkshochschulen. www.vhsit.berlin.de

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