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Was machen wir heute?: Chinesisch erziehen

Viele fragen sich, wie es angesichts der „verrotteten Strukturen in Berlin“ (Thilo Sarrazin) mit unserer Jugend weitergehen soll, wenn Frau Sarrazin als Lehrerin in den Ruhestand geht. Auch wir denken viel über die Erziehung unserer Kinder nach und bekommen manchmal Zweifel, ob wir die Zügel fest genug anziehen.

Viele fragen sich, wie es angesichts der „verrotteten Strukturen in Berlin“ (Thilo Sarrazin) mit unserer Jugend weitergehen soll, wenn Frau Sarrazin als Lehrerin in den Ruhestand geht. Auch wir denken viel über die Erziehung unserer Kinder nach und bekommen manchmal Zweifel, ob wir die Zügel fest genug anziehen. In unserer Kreuzberger Wohnung verbreitet sich eine Atmosphäre der Strenge nur, wenn die Putzfrau eine Woche lang nicht da war.

Unsere vierjährige Tochter Greta macht eh, was sie will – und sobald sie spitzkriegt, was sie nicht darf, tut sie es erst recht, und zwar so lange, bis wir damit drohen, dem Strafgesetzbuch zuwiderzuhandeln. Natürlich sagen wir ihr das mit anderen Worten, aber so deutlich, dass das juristische Fachwissen einer Vierjährigen ausreicht, um uns zu verstehen. Bei Emma, unserer Achtjährigen, könnten Außenstehende annehmen, dass wir erzieherisch einen ganz passablen Job machen. Nur dem Insider fällt auf, dass sie ihr regimetreues Verhalten häufig nur als Waffe gegen ihre kleine Schwester einsetzt, damit deren Unartigkeit erst richtig zur Geltung kommt. Kindheit ist ein barbarisches Zeitalter.

Kaum kühlt sich die hitzige Debatte um die gestrenge Schulmeisterin Sarrazin etwas ab, da platzt die nächste Gouvernante ins Haus. Diesmal ist es die chinesisch-stämmige US-Professorin Amy Chua, die mit ihrem Buch „Battle Hymn of a Tiger Mother“ die rigiden chinesischen Erziehungsmethoden als Erfolgsmodell ins Feld führt und den westlichen Kuschelkurs für gescheitert erklärt. Bei Tigermutter Chua haben Kinder gar nichts zu melden. Vergesst die Blockflöte! Für Musikstunden stehen nur Klavier oder Geige zur Auswahl – und wer nicht fleißig übt, muss auch schon mal eine Spielzeugverbrennung fürchten. Frau Sarrazin wird womöglich nicht der letzte chinesische Drachen im Berliner Schuldienst gewesen sein. Stephan Wiehler

Stählen Sie sich auf Chinesisch: Taijiquan-Kurse im traditionellen Schattenboxen gibt es im Chinesischen Kulturzentrum, Klingelhöferstraße 21 in Tiergarten, Auskünfte unter Telefon 26 39 07 90.

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